KÜS: Herr Dawen, Sie sind Zimmerermeister, leiten einen Handwerksbetrieb und bestreiten regelmäßig in einem Cup-Wettbewerb auf dem Nürburgring Motorrad-Langstrecken-Rennen mit einer Dauer von sechs oder gar acht Stunden. Warum tun Sie sich so etwas an?
Jörg Dawen: Alle, die in dieser Serie an den Start gehen, sind Amateur-Motorradrennfahrer. Jeder hat einen Beruf, dem er nachgeht. Mit Motorradrennen kann keiner von uns sein Geld verdienen. Man muss schon ein großes Herz für den Motorradrennsport haben, wenn man das über eine ganze Saison hin durchzieht. Es ist ja auch die Saisonvorbereitung, es sind nicht nur die Rennen bis zum Oktober. Es würde mir etwas fehlen, wenn ich das nicht machen würde.
KÜS: Wie spielt sich so ein Renntag mit einem Amateur-Team auf dem Nürburgring ab?
Dawen: In der Regel reisen wir abends vorher an, übernachten im Bus, sind morgens schon vor sieben Uhr an der Strecke. Zu unserem Team „National Moto“ gehören die drei Fahrer, die sich über die Renndauer ablösen, aber auch die nicht minder wichtigen Leute drum herum: Drei Mechaniker, ein Zeitnehmer, ein Mann für die Organisation. Alles Biker mit viel Herz und während der gesamten Saison bei der Sache. Nach sechs Stunden Rennen muss aber das ganze Equipment wieder abgebaut und verstaut werden. Das nimmt uns ja keiner ab.
KÜS: Klären Sie uns bitte auf. Was ist der Metzeler-Reinoldus-Langstrecken-Cup?
Dawen: Während der Saison werden sechs Rennen über sechs oder acht Stunden in verschiedenen Klassen gefahren. Ein Team besteht aus drei Fahrern. Jeder der drei Fahrer hat sein eigenes Rennmotorrad. Das Bike kostet etwa 20.000 Euro. Gewechselt wird nach jedem Stint der Transponder auf das Einsatz-Bike. Wir fahren alle eine Yamaha R1. Der wassergekühlte Vierzylinder-Motor, ein Viertakter, dreht bis 14.700 Umdrehungen hoch. Er leistet 200 PS bei einem Gewicht der Maschine von knapp 170 Kilogramm.