Leser fragen – Experten antworten: Autogas

Ich bin Vielfahrer, muss regelmäßig in Innenstädte und möchte mir angesichts der Diskussion um Fahrverbote ein Gasauto kaufen. Worauf muss ich achten?

Ich bin Vielfahrer, muss regelmäßig in Innenstädte und möchte mir angesichts der Diskussion um Fahrverbote ein Gasauto kaufen. Worauf muss ich achten?

Antwort von Hans-Georg Marmit, KÜS. Kunden können zwischen Fahrzeugen mit Flüssiggas- oder Erdgasantrieb wählen. Beide Sorten haben Vor- und Nachteile. Flüssiggas – auch Autogas genannt – setzt sich aus Propan und Butan und deren Gemische zusammen. Autogas verflüssigt sich bereits bei geringem Druck und wird bei unter 10 bar im Tank gespeichert. Der Tank befindet sich oftmals bei Nachrüstlösungen in der Mulde des Reserverads, nimmt also wenig Platz weg. Flüssiggas eignet sich vergleichsweise unkompliziert zum Nachrüsten. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Umrüstung von einer qualifizierten Werkstatt ausgeführt wird. Mittlerweile gibt es aber auch viele LPG-Fahrzeuge direkt vom Hersteller.

Unter deutlich höherem Druck (unter 200 bar) wird das überwiegend aus Methan bestehende Erdgas in Tanks gepresst. Diese befinden sich meist unterflurig am Fahrzeugboden. Die meisten Erdgas-Modelle werden ab Werk vom jeweiligen Hersteller angeboten. Erdgas wird hier zu Lande meist in der H-Version verkauft. Im Vergleich zum L-Gas hat es einen höheren Methan-Anteil und zeichnet sich durch einen geringen Stickstoff- (N2) und Kohlendioxid-Anteil (CO2) aus.

Sowohl Auto- als auch Erdgas verbrennen sauberer und emittieren daher weniger Schadstoffe als Otto- oder Dieselmotoren. Sie sind nicht von Fahrverboten betroffen. Beide Gas-Varianten sind auch weiterhin steuerlich begünstigt. Erdgas profitiert bis Ende 2026 von einem reduzierten Energiesteuersatz, Autogas bis Ende 2022. Beide sind damit an der Tankstelle billiger ausgezeichnet als Super oder Diesel.

Allein auf die Preise zu schauen, reicht allerdings nicht. So wird Erdgas in der Maßeinheit Kilogramm verkauft, die anderen Kraftstoffe aber in Liter-Einheiten. Für eine bessere Vergleichbarkeit hilft die Betrachtung des Energiegehalts der einzelnen Energieträger. So entspricht der Energiegehalt eines Kilogramm Erdgases (H) etwa 1,5 Litern Benzin, 1,3 Litern Diesel und 1,9 Litern Autogas.

Den geringeren Kosten an der Tankstelle stehen aber höhere Anschaffungspreise für gasbetriebene Fahrzeuge entgegen. Inwieweit sich eine Anschaffung rentiert, können Interessenten auf dem Internetseiten der jeweiligen Gasverbände sowie der großen Automobilclubs überprüfen. Vereinfacht kann man aber sagen, je höher die jährliche Laufleistung ausfällt und je größer die Differenz zwischen den Kraftstoffpreisen für Autogas oder Erdgas zu Super und Diesel, desto schneller amortisieren sich die Mehrausgaben.

Große Unterschiede gibt es bei der Tankstellendichte. Rund 7.000 LPG-Stationen sind bundesweit vorhanden, rund 900 Stationen stellen Erdgas zur Verfügung. Um die Sicherheit der Gasfahrzeuge müssen sich Kunden übrigens keine Sorgen machen. Die Fahrzeuge schneiden bei den NCAP-Crashtests gut ab. Außerdem werden bei Fahrzeugen mit einer Autogas- oder einer Erdgasanlage während der Hauptuntersuchung eine Gas-Anlagen-Prüfung (GAP) durchgeführt.

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