Buchtipp – Donhauser: Über 70 Saucen

Alfred Biolek hat, seinen Freund Claus Lüttig zitierend, mit dem "Saucenträger" den Sprachschatz der Hobbyköche vor vielen Jahren schon erweitert. Der einfachste unter diesen mag ein trockenes Brötchen sein. Als "Gammler" findet man es bis heute mit einer Portion Currywurst-Sauce an Bratwurstbuden, jedenfalls im Saarland. Die Idee ist clever, der Name originell - ein Snack für ganz wenig Geld.

Die wichtigeren Saucenträger sind aber zweifellos Klöße, gekochte Kartoffeln, Nudeln, Reis … denn all sowas schmeckt fad, wenn keine passende Sauce dabei ist. Und, seien wir ehrlich, all sowas nicht bloß mit Sauce zu übergießen, sondern den Träger in den flüssigen Aromenspender zu quetschen, schmeckt doch erst richtig gut. Sieht unfein aus? Sei’s drum.

Zum Jahreswechsel spielen Saucen nochmal eine andere, sehr wichtige Rolle: Bei den beliebtesten Gesellschaftsessen zu Silvester, Fondue und Raclette, sind sie ebenfalls unverzichtbar. Ok, ein paar Dip-Klassiker rührt man ohne Anleitung nach Erfahrung und Gusto zusammen. Aber etwas Abwechslung wär doch auch mal lecker.

Rose-Marie Donhauser bietet diese Abwechslung. Wie wär’s zum Fleischfondue mit einem scharfen Kiwidip? Oder einem mit Bärlauch? Ach so, wenn schon, denn schon, sagen Sie und greifen lieber gleich zum stärker duftenden Knoblauch? Dann reichen Sie mal eine klassische Aioli.

Denn hier liegt die besondere Qualität des Buches, die man erst auf den zweiten Blick erkennt. Gerade die bekannten Dips, von denen etliche Rezepte kursieren und die man in vielen Variationen auch fertig kaufen kann, sind besonders reizvoll, wenn selbst gemacht: Cumberlandsauce etwa (auch vorzüglich zu Bratenresten, die man kalt serviert), Cocktailsauce (die als Fertigprodukt oft wie ein zäher Mix zur Betäubung der Geschmacksnerven wirkt) und die berühmte Frankfurter Grüne Sauce (fertig gemischte frische Kräuter dafür gibt’s bündelweise nur auf hessischen Wochenmärkten), um nur drei zu nennen.

Den gekochten Grundsaucen widmet sich die Autorin ebenso wie den Salatdressings. Die sind insofern besonders reizvoll, als hier manches zu finden ist, das aus notorischen Grünzeug-Verweigerern Rohkostfans machen kann.

Die vielleicht größte Überraschung lüftet die Autorin im letzten Kapitel: Sogar Süßschnäbel mögen es saucig. Und auch hier wird Bekanntes mit Neuem kombiniert.
Allen Rezepten gemeinsam ist: So reizvoll sie sind, so wenig sind sie Hexerei oder komplizierte Machwerke. Sogar Anfänger können sich mit der Aussicht auf gutes Gelingen daran wagen.

Rose Marie Donhauser: Über 70 Saucen. Edition Michael Fischer; 15 Euro.

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