Buchtipp – Hyland/Wilson: Labyrinthe

Wer im Advent noch ein wirklich außergewöhnliches Buch zum Verschenken sucht, wird hier fündig. 

Irrgärten und Labyrinthe, in Kirchen, Schlossgärten, denen manchmal das Schloss fehlt, in Marmor gelegt oder aus Hainbuchen, Buchs und Eiben gepflanzt. Wer viel reist, begegnet ihnen immer wieder – kann der Versuchung nicht widerstehen, wenn es erlaubt ist, sie zu betreten. Dass ihre religiöse Bedeutung und ihre geistig reinigende Intention vielfach vergessen sind, mindert kaum ihre Wirkung auf die Betrachter. Aber was ist nun der Unterschied zwischen Irrgarten und Labyrinth? 

Diese Frage mögen Angus Hyland und Kendra Wilson oft genug gehört haben, und so beginnen sie ihre Reise zu den berühmtesten Irrgärten der Welt mit just dieser Erklärung. Eine Seite weiter ist der Leser bereits unterwegs und betritt mit dem Bodenmosaik in der modernistischen Kathedrale Sacré-Cœur in Algier das älteste bekannte Kirchen-Labyrinth der Welt. Schon geht es weiter zur Kathedrale nach Chartres und über Hever Castle und Lindbacke in Schweden bis ins englische Dörfchen Wing. Seite für Seite reist der Leser durch die Zeit und lernt nicht allein 60 reale und imaginäre Labyrinthe kennen, sondern in dieser Kulturgeschichte der Menschheit viel über ihre geistige Welt. 

Als Leser kann man sich in der Tat selbst auf den Weg durch die Labyrinthe begeben – indem man mit dem Finger ihre Wege abläuft. Absolut ungewöhnlich für ein historisches Buch und sehr faszinierend. Das gilt für die gesamte Gestaltung des umfassenden Werkes, das aufgrund seiner alphabetischen Ordnung durchaus als Handbuch und Nachschlagewerk genutzt werden kann. Die erzählende Art der Beschreibung informiert ohne zu belehren, wobei es der Übersetzerin Bettina Eschenhagen in wunderbarer Weise gelungen ist, die Leichtigkeit des englischen Textes aufzugreifen und ins Deutsche zu bringen. Die von dem französischen Illustrator Thibaud Hérem stammenden Zeichnungen in Schwarz-Weiß und vor allem die großformatige, oft die gesamte Seite einnehmende Darstellung der Labyrinthe lassen dieses Buch zu einem Augenschmaus werden. Wie eingangs gesagt: Dieses Buch ist das perfekte Geschenk für historisch interessierte Leserinnen und Leser ebenso wie generell für Liebhaber schöner Bücher. Es wird unter dem Christbaum ganz sicher eine gute Figur machen. 

Angus Hyland und Kendra Wilson (Autoren), Thibaud Hérem (Illustrator), Bettina Eschenhagen (Übersetzerin): Labyrinthe. Eine Reise zu den berühmtesten Irrgärten der Welt. Laurence King Verlag; 28 Euro. 

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