CD-Tipp – Truck Stop: Das große Jubiläum

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1979 war's, als sie fast für Deutschland zum Grand Prix Eurovision de la Chanson gefahren wären. Was mehr noch als andere Wettbewerbsbeiträge daran erinnert hätte, dass das Chanson übersetzt einfach ein Lied ist und nicht das, was außerhalb des französischen Sprachraums damit assoziiert wird: Truck Stop aus Norddeutschland waren damals festeweg dabei, sich als deutschsprachige Country Band zu etablieren. Take it easy, altes Haus zeugte davon. Country statt gefälligerer Klänge auf internationalem Parkett? Die Rauheit des Lkw-Fahreralltags zwischen damals noch üblichen eleganten Roben und, pardon, zum Trutschigen neigenden Moderationen? Das hätte auch spannend werden können.

Es kam anders. Das Ticket nach Jerusalem lösten Dschinghis Khan, deren bisweilen als maritalisch empfundener Auftritt allen Kritiken zum Trotz zu einem respektablen vierten Platz führte. Aber nach drei Jahren Hit auf Hit war Schluss.

Für Truck Stop erwies sich der zweite Platz hingegen als glücklich für eine lange Karriere. Das macht vielleicht erst ihr Jubiläumsalbum deutlich, das jetzt erschienen ist zum – ja, tatsächlich – 45-jährigen Bestehen. Ich möcht so gern Dave Dudley hör'n führte zu einer Goldenen Schallplatte, danach ging es weiter. Bis heute.

In den ersten Jahren haben Puristen des Genres sie doch zu sehr in Schlagernähe gesehen, um die Truppe ernstzunehmen. Eine Fehleinschätzung, wie die Neuaufnahmen ihrer Longseller zeigen: Eben „Take It Easy, altes Haus“, „Der wilde, wilde Westen“, „Arizona“ und natürlich „Ich möcht‘ so gern Dave Dudley hör’n“. Der bisher unveröffentlichte Titel „Wir schenken uns nichts“ passt als mehrdeutiges Wortspiel vorzüglich zum Jubiläum. Ab November 2018 schenken sie sich echt nichts: Dann stehen 20 Konzerte auf dem Plan – quer durch's Land.

Zwei langjährige Bandmitglieder sind zwischenzeitlich verstorben. Das führte zu der Überlegung, Truck Stop enden zu lassen – und zur gegenteiligen Entscheidung. Hinter dem Jubiläumsalbum steht Frank Ramond, einer der profiliertesten Köpfe, wenn es um wirklich gute Unterhaltung geht, die den Text nicht bloß als Träger der Musik versteht.

2018 prägen neben den charakteristischen Stimmen Fiddle, Gitarre, Banjo und Mandoline den Sound, augenzwinkernd und mit freundlicher Ironie wird mit Klischees gespielt. Kaum vorstellbar, dass sich die Hörerschaft irgendwann mal über Genre-Fragen gezankt hat! Und sogar beim Grand Prix Eurovision, der schon lange ESC heißt, ist Country kein Exot mehr – man denke nur an die Zweitplatzierten Common Linnets 2014. Die männliche Hälfte des Duos tritt übrigens 2018 erneut an. Zu der Zeit touren Truck Stop schon ihrerseits durch Deutschland…

Truck Stop: Das große Jubiläumsalbum. (Telamo)

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