Liebe Leserin, lieber Leser

Wenn man so etliche Tausende und Abertausende von Kilometern im Jahr auf den Straßen und Autobahnen unseres Landes „herunter schrubbt“, dann fragt man sich bei manchen Begebenheiten mitunter schon, was eigentlich im Kopf so mancher Menschen vor sich geht, die – warum auch immer – die Lizenz zum Führen eines Kraftfahrzeugs erhalten haben. Da passieren mitunter, meist bei irgendwelchen abstrusen Überholvorgängen, die abenteuerlichsten und unglaublichsten Vorkommnisse, die man in der Regel nur mit einem verständnislosen Kopfschütteln abtun kann.

Das allerdings, was sich zu Beginn dieser Woche in der Nähe meines Heimatortes abgespielt hat, toppt alles an hirnlosem Schwachsinn, was mir in meiner jahrzehntelangen Fahrpraxis bisher unter gekommen ist. Folgender Sachverhalt hatte sich zugetragen.

In einem kleinen Ort an der Mosel stand eine Reihe von Autos hinter einer geschlossenen Bahn-Halbschranke, die zudem auch noch mit einem roten Stop-Licht gesichert war. Was das bedeutet, wissen wir alle: Es gilt, ein bisschen zu warten. Kurz darauf kommt dann ein Zug vorbei, dann geht die Schranke wieder hoch und die Autos dürfen weiter fahren.

Nicht so jedoch in diesem besagten Fall. Ein 30-jähriger Autofahrer, der an vierter oder fünfter Stelle der wartenden Fahrzeug-Kolonne stand, scherte sich darum in keiner Weise. Was er nämlich auf einmal anstellte, war so unglaublich, dass man eigentlich den Polizeibericht hätte anzweifeln müssen, wenn man als Zeuge nicht dabei gewesen wäre. Besagt Autofahrer fuhr von hinten los, überholte die warten Autos vor ihm, ignorierte auch das Rotlicht und die geschlossene Bahnschranke und fuhr um diese herum auf die Gleise.

Der Zugführer einer Regionalbahn, die kurz zuvor an einem kleinen Provinz-Bahnhof abgefahren war, konnte gerade noch abbremsen und in letzter Sekunde einen Zusammenstoß mit besagtem Fahrzeug auf den Gleisen vermeiden. Durch Zeugenaussagen konnte der Fahrer ermittelt und festgenommen werden. Das schier unglaubliche seiner hirnrissigen Tat stellte sich erst bei der Vernehmung heraus. Der Mann hatte auch noch seine Lebensgefährtin und das gemeinsame Baby mit im Auto. Als Begründung für seine durch nichts zu entschuldigende Harakiri-Tat gab er an, es habe ihm zu lange gedauert und da habe er die Nerven verloren.

Machen Sie sich bitte selbst ihren persönlichen Reim darauf, liebe Leserinnen und Leser. Mir fehlen da, und das kommt wahrlich nicht oft vor, in diesem Fall die Worte.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende

Ihr Jürgen C. Braun

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