Schwäbische Karosse, Mercedes-Stern, S-Klasse: Viel mehr an Begrifflichkeit braucht es eigentlich nicht, um die Exklusivität einer bestimmten Fahrzeuggattung und damit auch die ihrer Besitzer zu manifestieren. Die S-Klasse gilt als das absolute Nonplusultra unter den großen Limousinen aus Stuttgart-Untertürkheim. Wenn automobile Noblesse neben den Großen wie Rolls-Royce, Bentley und Co. einen Namen hat, dann den der S-Klasse. Und doch: Besitzer dieser in vielfacher Hinsicht „ausgezeichneten“ Automobile sind auch ganz normale Menschen. Wie ein Besuch bei der sogenannten „Sternfahrt“ des Mercedes-Benz S-Klasse-Klubs an der Mosel und im benachbarten Luxemburg zeigt.
Automobile sollten mit ihren Rädern auf dem Boden bleiben. Gleich welcher Marke, welchen Zustands, welchen Alters. In allen Lagen. Weil Selbiges einem raschen und sicheren Vorwärtskommen aller Beteiligten nur zuträglich ist. Was für die Reifen der Fahrzeuge, gilt indes auch für die Beine der Besitzer: Auf dem Boden bleiben. Und das, sagt Patrick Welter, „ist bei uns der Fall.“ Um im Brustton der Überzeugung hinzu zu fügen. „Wir sind nicht die Elite. Kein Millionärsclub. Standesdünkel ist bei uns fehl am Platz.“
Eine Einschätzung und Klarstellung, die wohl angesichts des Ereignisses und der Gattung der fahrbaren Untersätze ein durchaus förderndes Regulativ ist. Denn Mitte Mai feierte der Mercedes-Benz-S-Klasse-Club in der Region Mosel/Luxemburg seinen Saisonauftakt. Der trägt den passenden Namen „Sterntage“. Und wird immer von einer anderen regionalen Sektion ausgerichtet.
Federführend und damit auch „Arbeitstier“ hinter den Kulissen mit einer Gruppe Gleichgesinnter ist Welter, ein seit vielen Jahren in Luxemburg lebender und arbeitender deutscher Journalist mit „Benzin im Blut“. Einer, der sagt, dass es „an der Mosel relativ leicht“ sei, ein solches Treffen zu veranstalten. Weil sie landschaftlich und mit ihren touristischen Angeboten für so etwas prädestiniert sei. „Mehr jedenfalls, als wenn wir das in einer Industrie-Brache veranstalten müssten.“
Fast 100 Personen mit rund 50 Mercedes-Benz-S-Klassen, mächtige „Dickschiffe“ aus Dekaden, in denen der Begriff „cw-Wert“ noch der Mottenkiste anheim gehörte, erkundeten, nahmen die lieblich Wein- und Burgen-Region im äußersten Südwesten Deutschlands und im Großherzogtum Luxemburg unter Reifen und Füße. Die Weitesten aus Schwerin, angekommen „selbstverständlich“ auf den „eigenen Füßen“ und nicht auf dem Trailer. „Eine Wohltat für die Augen und die Seele“, sei der Ausflug aus dem hohen Norden in den äußersten Südwesten der Republik, meinten die Besitzer.
Club-Präsident Thomas Sterl, skizziert seine Vereinigung ähnlich wie Patrick Welter: „Man kann bei uns vergleichsweise preiswert einsteigen, wenn man ein Faible dafür hat. Wir sind nicht der Flügeltürer- und nicht der Pagodenclub.“ Die Vereinigung der S-Klasse-Freunde ist der einzige von Mercedes anerkannte Spartenclub. Original-Teile gebe es in der Regel schon, allerdings lasse sich die Klassikabteilung die „auch gut bezahlen“.
Über Allem aber stehe die Freude am schönen, fahrbaren, gut erhaltenen Automobil. Und am Genuss-Erlebnis mit Werten, die Leib und Seele gut tun.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun