Lkw-Platooning: Kontrolliertes Konvoi-Fahren

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Auch für die großen Nutzfahrzeuge gilt: Jeder Liter weniger an Kraftstoffverbrauch zählt. Damit einher geht – natürlich – auch ein Rückgang der Emissionen. Der Technologie-Konzern Continental hat nun eine elektronische Deichsel entwickelt und serienreif gemacht, die beiden Postulaten Rechnung trägt.

Einfach ausgedrückt, geht es beim Platooning darum, eine Art Kolonnenfahren zu generieren, wobei durch Vernetzung der teilnehmenden Trucks in steuerbaren Abständen höchstes Gleichmaß in der Fahrgeschwindigkeit inklusive Windschattenfahren erzielt wird. Eine Kraftstoff-Einsparung bis zu 15 Prozent ist damit möglich. Zum System gehört, dass ein Führungsfahrzeug quasi vorneweg fährt, die nachfolgenden Trucks dann in elektronisch berechneten, dann digitalisierten Abstands-Befehlen hinterher fahren. Die Technik dafür ist zwar im Detail komplex, doch im Grunde – wie alle großen Erfindungen – recht einfach. Die Conti-Ingenieure setzen dabei auf eine interoperable Internet-Plattform, über die Nutzfahrzeuge unterschiedlicher Hersteller und Flottenbetreiber einen elektronisch gesteuerten Konvoi bilden können. Dabei werden via Funkübermittlung Brems- und Sensordaten des Führungsfahrzeugs an die folgenden Fahrzeuge gesendet. Dank dieser elektronischen Deichsel entsteht die Möglichkeit, den Abstand zwischen den Trucks von anfangs 50 Metern auf nur noch 15 Meter bei einer Fahrgeschwindigkeit von 80 km/h zu reduzieren. Experten aus der Entwicklung gehen davon aus, eines Tages einen Abstand von nur noch 10 Metern zu ermöglichen. Die Fahrer des Konvois werden dabei von automatischen Fahrsystemen unterstützt.

Im ersten Schritt der Realversuche wird erstmal ein Führungs-Truck plus ein oder zwei an der elektronischen Deichsel hängende Folge-Lkw auf die Reise gehen. Die Versuchsingenieure haben ausgerechnet: Sollten nur 50 Prozent der jährlichen Fahrleistung von 150.000 Kilometern eines Lkw-Konvois zurückgelegt werden, könnte jeder angekoppelte Lkw knapp 4.000 Liter Diesel per anno einsparen. Dieses Rechenbeispiel zeigt auch: Eine Kraftstoffkosten-Minderung von etwa 9.000 Euro ist ebenso möglich sowie eine CO2-Reduzierung um 24 Kilogramm des Konvois pro Stunde. Während bei den Truck-Herstellern eine hohe Akzeptanz für dieses Platooning-System vorliegt, geht es noch darum, den Akteuren in der Transportbranche, die bekanntermaßen bei technischen Innovationen sehr verhalten und skeptisch reagieren, das Platooning zu erklären und sie davon zu überzeugen. Da ist noch etliches an Luft nach oben vorhanden. Wie der Gesetzgeber und der übrige öffentliche Verkehr auf das Platooning reagiert, ist noch offen. Konvoi- Bildungen auf Autobahnen, vor allem mit engen Abständen, haben nicht gerade den besten Ruf. Vielleicht hilft die Elektronik des Conti-Systems, dieses Image zu verbessern oder gar, die davon ausgehenden negativen Erscheinungsformen von endlosen dicht fahrenden Konvois zum Guten zu wenden.

Text: Frank Nüssel
Bilder: Continental

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