Schon Backfische benutzen heutzutage ihr Smartphone völlig routiniert. Nein, nein, Sie befinden sich nicht in einer Parodie auf Läden, die Gutes vom Meer anbieten. Denn der Backfisch konnte noch vor nicht allzu langer Zeit jemand sein, den wir heute gängig als Teenager oder Teenie bezeichnen. Oder Sie verordnen sich für heute abend Smartphone-Abstinenz, stattdessen verziehen Sie sich mit einem guten Buch auf Ihre Chaiselongue. Ähm, wohin? Aufs Sofa, auf die Couch eben. Wenn Sie's frankophil mögen, können Sie sich das natürlich ganz einfach herleiten – ein langer Stuhl ist schlicht eine Couch. Was heute nicht mehr üblich ist, muss auch nicht mehr benannt werden.
Sprache wandelt sich ständig, und was das bedeutet, wird in diesem Büchlein auf amüsante Weise klar. Manche Wörter werden verdrängt, neue kommen ganz selbstverständlich in unseren Wortschatz. Ein Tablet ist anno 2016 üblich, ein Gabelfrühstück nicht mehr. Sprachwandel – ein ganz normaler Prozess, der unbemerkt und wie selbstverständlich abläuft. Es ist lehrreich, aber vor allem vergnüglich, sich das einmal nahezubringen, wie dieses Buch es tut.
Dazu eine persönliche Erinnerung: Als ich 1978, 12-jährig, auf dem Kinderflohmarkt am Ort einige Schallplatten verkaufen wollte (ich war der Zielgruppe für die EUROPA-Märchenplatten entwachsen und brauchte Geld für die neue Boney M.), fragte mich ein älterer Herr, ob in der Sammlung denn auch Schellackplatten seien. Die gab's vorm Krieg, ergänzte er, mein ratlos dreinblickendes Gesicht völlig korrekt interpretierend. Woher denn, ich kannte nur Vinyl, später kamen die CDs, längst sind wir im Download-Zeitalter, und wer Boney M. war, muss man heute auch nicht mehr wissen. Sprachwandel geht eben mit dem Wandel des Alltags einher.
Und doch, bei aller Vergänglichkeit: Manche Wörter mögen nicht mehr gebräuchlich sein, hätten es aber verdient, nicht im artikulatorischen Nirwana zu verschwinden. Muckefuck etwa steht heute noch in jedem Supermarkt. Und kann wunderbar schmecken. Und eine Flitzpiepe kennen Sie auch, wetten? Wenigstens eine, eher mehr.
Versunkene Wortschätze. Duden Verlag; 9,99 Euro.