Das Jubiläum „45 Jahre ADAC Luftrettung am Standort München“ nahm der Automobilclub zum Anlass, seinen neuesten Rettungs-Helikopter H 145 zu präsentieren.
Im November 1970 startete der erste Rettungshubschrauber des ADAC in Deutschland von der Klinik Harlaching aus zu Einsätzen in Südbayern. Nach ersten Versuchen mit einem gecharterten Helikopter im Jahr 1968 setzten die Gelben Engel von Anfang an auf kompakte Fluggeräte wie die legendäre BO 105. Damit waren auch schwierige, beengte Einsatzorte erreichbar und der Turbinen-Antrieb brachte neben hohen Sicherheitsreserven die gewünschte Vibrationsarmut.Heute sind Rettungshubschrauber flächendeckend in Deutschland in der Regel von 7.00 Uhr morgens bis Sonnenuntergang einsatzbereit. Dank ihrer Turbinen sind sie binnen zwei Minuten ab Eingang der Alarmierung startklar, um den Notarzt zum Patienten zu bringen. Unabhängig von Verkehrsstaus und witterungsbedingten Behinderungen auf den Straßen ist schnelle Hilfe möglich, wenn nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand oder schweren Verletzungen nach Unfällen oft Minuten über Leben oder Tod entscheiden.
Auch der schonende Transport eines Patienten von Klinik zu Klinik per kurzen Flug verbessert die therapeutischen Chancen dieser meist kritisch Kranken. Die Intensiv-Transporthubschrauber (ITH) in Münster/Osnabrück, Senftenberg und Bautzen sowie Rettungshubschrauber in Sande/Wilhelmshaven und Groningen, die die Versorgung der Nordseeinseln abdecken, sind 24 Stunden am Tag einsatzbereit. Für die Rettung von Patienten aus Bergregionen oder der Nordsee sind Maschinen an den drei ADAC-Standorten München, Murnau und Sande mit einer Rettungswinde ausgestattet.
Die Anforderungen an Piloten von Rettungshubschraubern gehören zu den höchsten in der zivilen Luftfahrt. Nur wer mindestens 1.000 Flugstunden als Pilot in Command – oft bei der Polizei oder der Bundeswehr – im Luftrettungsdienst oder bei einem ähnlichen Einsatzprofil absolviert hat, kommt beim ADAC zum Einsatz. An Standorten mit Rettungswinde wird der Pilot von einem technischen Besatzungsmitglied unterstützt.
Rettungsassistenten kommen meist von ortsansässigen Hilfsorganisationen, Feuerwehren oder Kliniken. Nach ihrer Zusatz-Ausbildung zum Helicopter Emergency Medical Service Crew Member (HEMS TC) unterstützen sie den Notarzt bei der Patientenversorgung und übernehmen Kontrollen sowie den Funkverkehr im fliegerischen Bereich. Die Notärzte der Rettungs- und Intensivtransport-Hubschrauber werden in der Regel vom jeweiligen Standort-Krankenhaus gestellt. Neben Facharzt-Status und einer notfallmedizinischen Zusatzqualifikation müssen sie langjährige Erfahrung im bodengebundenen Rettungsdienst haben.Der neue Rettungs- und Intensivtransport-Hubschrauber H 145 basiert auf dem Eurocopter 145 von Airbus Industries und löst das Vorgängermodell BK117 B2 ab. Die neu entwickelte Maschine bietet mehr Leistung und ist mit ummantelten Heckrotor (Fenestron) leiser als bisher eingesetzte Hubschrauber. Bei maximal 3.650 Kilogramm Abfluggewicht ist in der Kabine viel Platz für Medizintechnik, Crew und Patienten. Die Innenausstattung kann je nach Einsatzprofil modular zusammengestellt werden. Die Sitze sind drehbar und an mehreren Stellen zu positionieren. Medizintechnische Geräte sind verschieb- und drehbar an einem Schienensystem befestigt. Bei der Entwicklung gingen die Luftrettung von ADAC und DRF gemeinsam mit der Bucher Leichtbau AG eine Kooperation ein.Zwei je 771 PS starke Triebwerke Turbomeca Arriel 2E und 900 Liter Kraftstoffvorrat erlauben 654 Kilometer maximale Reichweite, bis zu 262 km/h Geschwindigkeit und über dreieinhalb Stunden Flugzeit. Der Vier-Achsen-Autopilot ermöglicht automatische Instrumentenanflüge bis zur Schwebeflugphase und stabilisiert zusätzlich die Fahrt. Für die Rettung bei Dunkelheit werden zudem Nachtsichtbrillen (NVG) eingesetzt, die vorhandenes Restlicht verstärken. Deshalb verfügt der H 145 über eine spezielle Cockpit- und Kabinenbeleuchtung.
Text und Fotos: Karl Seiler