Liebe Leserin!
Lieber Leser!

In kaum einer Fernseh-Sendung der vergangenen Woche zum Thema Verbraucherberatung und/oder Service wurde der derzeitige Tiefstpreis von Öl, Benzin und Diesel-Kraftstoff ausgelassen. Auf fast jedem Kanal wurde uns nahe gelegt, doch erstens jetzt unsere Tanks mit preiswertem Heizöl zu befüllen und noch schärfer auf die Preis-Anzeigen an den Tankstellen zu achten, um vielleicht rekordverdächtig tief tanken zu können. Diesel beispielsweise unter einem Euro pro Liter. Wann gab es das schon einmal in den vergangenen Jahren? Seit dem Sommer sind die Preise für Benzin(95 und 98 Oktan) sowie Diesel um ca. 25 Cent pro Liter gefallen.

Derzeit sorgt der niedrige Ölpreis auf dem Weltmarkt kurz vor den Feiertagen für echte Festtagsstimmung bei unsereinem, wenn er an die „Tanke“ muss. Und eine Trendwende ist derzeit noch nicht ab zusehen. Doch das Thema Energie-Gewinnung ist so alt wie die Mobilität selbst. Noch ist das perpetuum mobile nicht erfunden worden und dabei wird es wohl auch bleiben. Also müssen unsere Fahrzeuge, egal ob für den Allgemein- oder den Individualverkehr, mit externer Energie flott gemacht werden. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder diese Energie ist reversibel oder sie ist in dem Moment vernichtet und verschwunden, in dem sie durch den Tank fließt. Fossil oder regenerativ: Futsch oder wieder verwertbar, um es ganz einfach aus zu drücken.

In diesem Zusammenhang habe ich in dieser Woche einen interessanten Beitrag in der „Welt“ gelesen. Dort ging es um eine Forschungsanstalt in Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Dort wollen Forscher die Kernfusion analog den Prozessen auf der Sonne erforschen. Das Ziel heißt auch hier: Das Problem der Energie-Gewinnung für kommende Generationen zu lösen. „Wendelstein 7-X“ nennt sich das Projekt, das nach zehn Jahren Montage seinen Betrieb aufnehmen darf.

Sicher bin ich kein Naturwissenschaftler, aber ein an technischen Zusammenhängen interessierter Mensch. Und als Solcher glaubte ich dem Beitrag in diesem wahrlich als seriös geltendes Blatt entnehmen zu können, dass „Wendelstein-7 X“ der Menschheit den Weg aus dem Energiedilemma weisen können. Mutter Sonne soll über dieses Kraftwerk permanent und effizient „angezapft“ werden können. Der pompöse technische Selbstbedienungsladen soll gewaltige Energien freisetzen, die wir uns zunutze machen und unsere Probleme lösen können. So weit die Theorie. Die Praxis? Nun ja. Da wird es wohl noch ein paar Jahre (Jahrzehnte?) dauern, bis die Anlagenbetreiber darüber verwertbare Aussagen machen können. Machen wir es also wie „Kaiser“ Franz Beckenbauer: „Schau’n mer mal.“

Das Spannende an dieser Geschichte aber ist meiner Meinung nach auch die Tatsache, dass uns unser Sturm und Drang im Bewältigen der Energieprobleme zukünftiger Generationen in ungeahnte Dimensionen vorstoßen lässt, die offensichtlich ein paar naturwissenschaftlichen Superhirnen vorbehalten bleibt. Die Punkte, die diese Forscher in Greifswald erreicht haben, erinnern in ihrer vagen Skepsis und derzeit noch schieren Unbegreiflichkeit an jene Phantastereien, die Genies wie ein Leonardo da Vinci sie vor einem halben Jahrtausend schon „gesponnen“ hatte. Auch er zeichnete als wahrer Meister der Bionik schon damals Helikopter oder Roboter, die wie eine Biene fliegen konnten.

Ohne Menschen, die sich das für ihre Zeit Unvorstellbare doch vorstellten und daran glaubten, wäre unsere Welt mit Sicherheit nicht auf dem technischen und geisteswissenschaftlichen Zustand, in dem sie heute ist.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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