Heidi Hetzer: Adieu Neuseeland!

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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen. Aber besser ist, man kann es auch dokumentieren. Als Christoph Columbus 1492 in Amerika landete, musste die Welt es ihm glauben, denn er hatte keine Möglichkeit, mit Filmen und Fotos seine Entdeckung zu beweisen. Zum Glück ist das heute alles anders: Heidi Hetzer meldet sich recht häufig. Mit Erlebnisberichten und Fotoserien. Fernsehanstalten begleiten sie kurzzeitig und strahlen die Berichte aus.

Hier in Neuseeland genießt Heidi Hetzer einfach nur das Leben. Sei es ihr gegönnt! Seit vier Wochen fährt sie kreuz und quer durch dieses wundervolle Land und lässt alle tollen Eindrücke auf sich einwirken.

Aber das emotionalste Ereignis war zu Ostern die Geburt ihres 5. Enkelkindes Mando. Sie ging spontan in die erste Kirche, die sie in Neuseeland gefunden hatte.

„Endlich gehe ich ausnahmsweise mal freiwillig in die Verlängerung“, sagt sie lächelnd.

Und für einen Moment hat sie sogar ihr großes Vorbild Cläronore Stinnes „verlassen“, denn die war damals weder in Australien noch in Neuseeland. Cläronore ist von Japan aus direkt mit dem Schiff nach Amerika gereist.

Doch Heidi Hetzer will mit ihrer Weltreise auch Zeichen setzen, vor allem für ihre gleichaltrige Generation, die sich nicht mehr so richtig traut, die Welt zu entdecken. Ihren Aufruf haben wir alle noch deutlich im Kopf: „Geht runter vom Sofa, unternehmt etwas. Die Welt ist sooo schön!“

Clärenore Stinnes, die 1922 als erster Mensch die Welt in einem ADLER umrundete, ist zwar Heidi Hetzers großes Vorbild was Mut, Abenteuerlust, Ausdauer und Tatkraft angeht, aber Heidi fährt nicht millimetergenau Cläronores Reise nach, nein, Heidi will selbst etwas tun, was ihr ganz persönlich Freude macht. Sie will Ansporn geben, und genau wie ihr Vorbild in einem Oldtimer die alte und die neue Welt erkunden, um Menschen rund um den Erdball kennenzulernen.

Naja, Heidi Hetzer kann sich nicht beklagen, was ihren Bekanntenkreis angeht. Im Gegenteil: Immer wieder bekommt sie Tipps und Ratschläge, was sie wo unternehmen soll. Wenn sie da überall hinfahren würde, wäre sie viel länger als die geplanten zwei Jahre unterwegs …

Seit Ostern ist sie nun in Neuseeland und „Hudo“ hat mehr als 30.000 Kilometer auf dem Tacho. Dieser alte Herr hat ihr viel Kopfzerbrechen bereitet und zu manchem unfreiwilligen Aufenthalt gezwungen. Auch technisch bekommt sie in ihrem Internet-Forum viele gute Ratschläge.„Ich bin davon überzeugt“, sagt Heidi Hetzer „dass man mit diesen wohlgemeinten Tipps viele Stammtisch-Abende füllen könnte. „Aber Leute: Hier habe ich es mit der Praxis zu tun! Und die ist aufregender als alle Theorie.“

Doch der Ärger mit Hudo ist immer ganz rasch verflogen, wenn sie das Leben auf fernen Kontinenten aufsaugen kann. Einige Herzenswünsche musste Heidi Hetzer sich aber doch verkneifen: Auch wenn sie die Berge, Ozeane, Landschaften, überhaupt die Natur mit den ungezählten knorrigen alten Bäumen geradezu in sich aufsog, musste sie bis dato jedoch auf den Anblick von leibhaftigen Albatrossen und Pinguinen verzichten. Es gibt Schlimmeres.

Zum Beispiel ist es schon empfindlich kühl geworden in Neuseeland. Nicht, dass es hier keine Hotels gäbe, nein, aber wann immer sie ihr Nachtlager aufschlagen möchte, ist gerade kein Hotel in der Nähe. Oder es ist viel zu teuer. So wurde dann im Laufe ihrer jetzt zehnmonatigen Reise der Schlafsack ein treuer und warmer Begleiter. Und darin kann sie sich einmummeln wie sie möchte.

Anders als auf Asphalt: Hier fährt man auf der linken Straßenseite, wie in England. Und damit sie sich hier nicht vertut, hat sie einen großen Zettel auf die Hupe geklebt: „ACHTUNG: Linksverkehr.“

Im Norden von Neuseeland hat es ihr nicht ganz so gut gefallen wie später entlang der Westküste. Aber im Süden: Da wäre sie am liebsten geblieben. Sie schwärmt in den höchsten Tönen. Von den Schotterstraßen über den Dansey-Pass oder vom Mount Cook, auf dem schon Schnee lag.

Ein ganz klein wenig Heimweh hat sie dann doch noch bekommen: „Ich bin jetzt zehn Monate unterwegs“, resümiert sie. Aber ihre Familie ist sowieso immer bei ihr. Eine ganze Menge Fotos kleben auf dem Armaturenbrett. So hat sie ihre Lieben immer im Auge.

Doch Heidi will weiter, immer weiter. Am 24. Mai kurvte sie noch um die Bay of Island herum und bald ist sie wieder in Auckland. Die Reederei Hamburg-Süd hat ermöglicht, dass Heidi und Hudo auch später noch verladen werden können. Neuseeland geht bald zu Ende, dann folgt eine lange Seereise nach Los Angeles.Und diese Reise nach Amerika ist für Heidi Hetzer schon fast wieder wie Rückweg.

Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer

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