CD-Tipp – Jimmy Somerville: Homage

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Er hat die rigide (Sexual)moral seines Heimatlandes so rigide kritisiert wie die Politik der Eisernen Lady. Letztere wurde von der Bevölkerung als Thatcherismus getauft – heißt: Margaret Thatcher regierte mal eben einen Großteil der sozialen Errungenschaften im Vereinigten Königreich weg.

1983 nahm Jimmy Somverille Fahrt auf, und ein Jahr später gehörte er als Frontmann von Bronski Beat zu den angesagtesten Künstlern. The Age Of Consent aus dieser Zeit ist längst ein Klassiker. Als Teil der Communards setzte er seine Erfolge fort, was ihm bis etwa 1990 auch noch solo gelang. Dass viele dieser Hits Coverversionen waren, schmälerte nichts: Mit seiner Kopfstimme, die nicht unbedingt auf Wohlklang setzt, verpasste er unter anderem Don't Leave Me This Way und Comment te dire adieu einen neuen Sound.

Und irgendwann verschwand er in der Versenkung. Um jetzt mit einer Überraschung aufzuwarten, die ihn aus selbiger hervorholt. Der seiner Stimme innewohnende Ingrimm (bei den Themen der Zeit eine angemessene Zutat) ist weg, das Alter des inzwischen 53-jährigen hat ihr durchaus gut getan. Und er liefert – Disco pur.

Disco. Das, was kurz vor dem Höhepunkt seiner Karriere wie eine kurze Welle durch die Unterhaltungsmedien fuhr – und doch etliche Nachfolger beeinflusste bis heute. Und so klingt Homage tatsächlich wie eine Reminiszenz an diese Zeit. Man stellt sich im Hintergrund Donna Summer vor, Gloria Gaynor auch, und Sylvester, dessen Mighty Real Jimmy Somerville schon früher coverte.

Das alles klingt entspannt und fröhlich, geeignet zum bloßen Hören, aber auch (natürlich) für die Tanzfläche. Ok, das war Smalltown Boy der Bronski Beat seinerzeit auch. Aber Homage kommt, wie gesagt, ohne jede grimmige Attitüde aus. Das ist der Unterschied.

Jimmy Somerville: Homage. (Membran)

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