Mein Tagebuch der Tour de France (4)

Auf dem Weg aus den Pyrenäen heraus rollt die Tour jetzt auf römisch-geschichtlichem Boden Richtung Alpen.

Nach einer Pause – die Schleife bis hinunter in den äußersten Südwesten Frankreichs habe ich mir aus organisatorischen Gründen gespart – beginnt auch für mich nun der letzte Teil meines diesjährigen Frankreich-Abenteuers. Knapp 2000 Kilometer habe ich jetzt an Bord des Kia ceed SW zurückgelegt. Im Gegensatz zu früheren Jahren, als wir noch zu dritt mit meinen beiden schwäbischen befreundeten Kollegen Klaus und Jürgen unterwegs waren, bin ich seit einigen Jahren alleine unterwegs als Berichterstatter bei der Tour.

Das bedeutet, dass man die Aufgaben, die früher durch drei geteilt worden waren, nun alleine erledigen muss. Und das erfordert eine straffere Organisationsform. Ich muss die rund dreieinhalb Tausend Kilometer in den drei Wochen alleine am Steuer zurücklegen, kann in dieser Zeit natürlich nicht am Laptop arbeiten. Früher hieß das: Schreiben, Bilder herunterladen und Mails bearbeiten, während einer der Kollegen an diesem Tag „Fahrdienst“ hat. Und mindestens an jedem zweiten Tag muss man einen „supermarché“ finden, wo man sich mit Essen und Trinken eindecken kann.

So bemühe ich mich, abends in einem der Low Budget Hotels, die es in Frankreich überall gibt, nach dem anstrengenden Tag noch einen möglichst detaillierten Plan für den nächsten Tag aufzustellen. Schließlich muss ich „Kilometer schrubben“, will aber auch zumindest einmal am Tag das Peloton sehen, von Land und Leuten etwas mitbekommen und Fotos schießen. Das ist nicht ganz einfach. In Frankreich ist man in Übernachtungsfragen etwas besser dran als hierzulande. Dort gibt es günstige Hotelketten wie Campanile, Balladins, Etap oder auch die hier ganz unbekannten chambres d’hôtels. Das sind gleichsam Gästehäuser auf bescheidenem Niveau.

Dort kann man für ein paar Euro preisgünstig übernachten. Komfort ist natürlich „gleich null.“ Wenn man Glück hat, erwischt man noch einen der Plastikstühle vor der Herberge, kann sich abends noch mit ein paar Leuten, die man (noch) nicht kennt, an einen freien Tisch setzen. Diese Hotels sind meist in Gewerbegebieten untergebracht. In der Regel sind es Monteure, die dort unterwegs sind und früh wieder raus müssen. Für mich gilt es nur, einen sauberen Raum mit Duschgelegenheit zum Schlafen zu finden. Und das ist dort eigentlich immer angesagt.

Manches Mal findet man bei der Hotelbuchung, die bereits Monate vorher erfolgen muss, wenn die Tour-Route bekannt gegeben wird,  aber auch partout nichts mehr mit Einzeldusche. Dann muss auch schon mal die Etagendusche herhalten. Kommt auch dem Geldbeutel zugute. Aber, so denke ich mir seit mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnten, auch das gehört irgendwie zum Abenteuer Tour de France dazu. Die Franzosen sind im Juli, wenn die großen Werke Ferien haben, unterwegs. Und da ist diesen preiswerten Unterkünften, wo auch viele junge Familien oder Pärchen absteigen, meistens abends ab spätestens 22 Uhr Ruhe, weil die Gäste  morgens in aller Frühe wieder aufstehen, entweder, um zu ihrer nächste Baustelle zu fahren, oder um die Weiterreise anzutreten.

So geht es auch mir bis einschließlich am kommenden Samstag. Man wird nicht verwöhnt als „Einzelkämpfer“ unterwegs bei der Tour, aber es geht auch um das Gesamterlebnis von Frankreich im Juli. Jetzt freue ich mich erst einmal auf die letzten Etappen im alpinen Hochgebirge. Gott sei Dank habe ich ein relativ zentrales und bezahlbares Campanile in der Nähe von Albertville gefunden, was mir für die beiden letzten Nächte Unterschlupf gewähren wird.

Für eine Nacht, aber auch das ist im Reisemonat in Frankreich bei diesen Temperaturen kein Problem, werde ich wohl den Schlafsack und die Isomatte auspacken müssen. Damit mache ich aus dem Kia ceed SW eine provisorische Schlafstätte, Platz genug ist ja. Und die notwendigen „Umbaumaßnahmen“ sind tatsächlich in Windeseile getan.

Dann also auf zu den letzten Alpen-Etappen!

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