Horex-Motorräder: Sie leben weiter

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Im Spätherbst 2014 erfuhren wir aus dem Hause Horex in Augsburg die schlechte Nachricht: AUS der Produktion. Insolvenz. Noch 3 Monate vorher hatten wir die Zweirad-Produktionsstätte in Augsburg für das KÜS-Magazin Nr. 40 besucht. Da wurde gebaut, geschraubt, testgefahren und Versand betrieben. Rein äußerlich schien alles zum Besten zu stehen. Doch zeigten sich erste dezente Sorgenfalten auf der Stirn von Clemens Neese, dem Gründer und CEO der Edelschmiede: Wir haben einen klaren Marschplan vor vier Jahren entwickelt, der von einer Jahresproduktion von 8.000 Zweirädern der beiden Modellschienen ausgeht. Wir brauchen offensichtlich länger, um als junges Unternehmen in die schwarzen Zahlen zu kommen. Als Problemzonen erwiesen sich mehrere Faktoren: die beiden Modelle Roadster mit 161 PS und die Classic mit 126 PS, beide mit VR6-Zylinder-Triebwerken ausgestattet, einer Eigenentwicklung, befanden sich inmitten des harten Wettbewerbs aus Japan und Deutschland. Naked bikes waren sie beide, also pur und ohne Technik verheimlichende Verkleidungselemente. Schön anzusehen und mit viel Kraft aus 6 Zylindern gesegnet. Irgendetwas muss dann, trotz boomenden Zweirad-Marktes, schief gelaufen sein, denn trotz des traditionsreichen Namens und edler Materialien wollten sich lebenswichtige Erfolge nicht so recht einstellen.

Für eine Weiterführung der Produktion hat sich nun die 3C-Carbon-Group AG aus dem nahen Landsberg stark gemacht und alles in neue Hände übertragen. Womit die Befürchtung, der Name Horex und die Herstellung der Bikes müssten ins Ausland verkauft werden, ausgebremst wurde. Die neuen Herren im Hause setzen dabei auch auf Synergie-Effekte: Übernahme der technischen Gerätschaften, der motivierten Mechaniker und der bestehenden Vertriebsstruktur mit gut 30 Händlerpartnern in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Diese Verzahnung überzeugender Argumente müsste eigentlich zu einem erfolgreicheren Neustart führen. Voraussetzung dafür ist aber ferner, dass die Kalkulation der Modellpreise nochmals kräftig überdacht wird, denn selbst die kleinste Horex beginnt erst über 20.000.- Euro. Kraft vom 6-Zylinder-Triebwerk ist allemal genug da, aber Nachlässigkeiten im Finish und bei technischen Funktionen darf es nicht geben. 8.000 Stück hatte Ex-CEO Neese als break even genannt, aber nur etwa 170 Stück waren innerhalb zweier Jahre an neue Besitzer verkauft worden. Das konnte so nicht gut gehen. Ein Mann (und die tapferen Mitarbeiter) hat seinen Traum begraben müssen. Schade drum. Wenn es die neuen Besitzer packen, wäre das schön für eine der renommiertesten und traditionsreichsten Motorradmarken in Deutschland. Bekanntlich stirbt die Hoffnung als Letztes.

Text: Frank Nüssel/CineMotBilder: Nüssel

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