Liebe Leserin!
Lieber Leser!
\x09Steht bei Ihnen demnächst mal wieder der Kauf eines neuen Wagens an? Mit neu meine ich in diesem Falle nicht unbedingt auch ein Neufahrzeug. Nein, ein guter Gebrauchter tut es in den meisten Fällen ja auch. Und wenn man da ein bisschen erwartet, den Markt beobachtet und ein feines Fingerspitzengefühl beim Kauf hat, kann man ein richtiges Schnäppchen machen.
Es geht aber auch anders wie eine Meldung aus der vergangenen Woche zeigt. Man kann durchaus auch für einen nicht mehr ganz taufrischen Italiener, dem zusätzlich die Jahre und Jahrzehnte ein paar Macken und einige malade Konturen beigebracht haben, richtig „Asche“ in den Sand setzen. Die Gebrauchtwagenpreise, so könnte man daraus schließen, ziehen an. Zumindest in Paris.
Denn in der französischen Hauptstadt ist dieser Tage ein mehr als 50 Jahre alter Ferrari des französischen Filmstars Alain Delon unter den Hammer gekommen. Sie erinnern sich doch noch (zumindest dann, wenn sie der nicht mehr ganz so taufrischen Generation angehören sollten). Alain Delon und Romy Schneider: Das französisch/deutsche Traumpaar im vergangenen Jahrhundert. Eine wilde „amour fou“ par exellence. Für schlappe 14,2 Millionen Euro ist das Cabrio aus der Traumfabrik von Maranello jetzt an einen neuen Besitzer verschachert worden.
Okay, zugegeben, es war kein gewöhnlicher Ferrari. Wenn man dieses Wort in Verbindung mit einem Kunstwerk der Enkel des „Commendatore“ überhaupt in den Mund nehmen darf. Insgesamt nur 37 Mal wurde das Traum-Cabriolet vom Typ 250 GT SWB California Spyder zu seiner Zeit gebaut. Und zu den ganz wenigen glücklichen Menschen, die ein solches Fahrzeug ihr eigen nennen durften, gehörte eben auch Monsieur Delon.
Fragt sich jetzt, welcher Umstand den Preis so exorbitant in die Höhe getrieben hat: Die Tatsache, dass es nur ganz wenige Exemplare des exzellenten und exzessiven Italieners gegeben hat oder der Name des prominenten ehemaligen Besitzers. Egal wie, das schmucke schwarze Cabrio, übrigens Baujahr 1961, hätte mit Sicherheit auch einen neuen zahlungskräftigen Liebhaber gefunden, wenn irgendein schwer reicher Industrieller oder ein halbseidener Unterwelt-Angehöriger ihn gefahren hätte.
Der Ferrari war übrigens jahrzehntelang verschollen gewesen, bevor das Prachtstück dann im September des vergangenen Jahres auf einem Privatgrundstück im französischen Westen wieder mit einigen anderen Prachtmobilen entdeckt worden war. Besitzer war, neben anderen sündhaft schönen und teuren Oldtimern der französische Unternehmer und Autonarr Roger Baillon, der die rollenden Zeitzeugen in einem Museum ausstellen wollte. So lange, wie die Geschäfte noch liefen und bevor er sich von den Exponaten trennen musste.
Delons Ferrari 250 California Spyder, der für mehr als 14 Millionen Euro versteigert wurde, soll übrigens nach der Meldung der französischen Presseagentur AFP unter einem riesigen Haufen alter Zeitungen und Zeitschriften begraben gewesen sein.Um ehrlich zu sein, für den Ferrari hätte mein Budget nicht gereicht. Aber die alten Zeitungen hätte ich mir wohl leisten können. Die wären mit Sicherheit auch eine Lektüre wert gewesen.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun