Sir Jack Braham: In memoriam

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Er war einer der ganz Großen in 65 Jahren Formel-1-Geschichte. Ob als Fahrer, dreifacher Weltmeister, Teamchef, Firmengründer oder auch als weitsichtiger Geschäftsmann. Nur wenige Menschen prägten die Königsklasse des Motorsports so wie dieser Sohn eines Gemüsehändlers aus Sydney. Ein Kunststück – vor allem gelang ihm, das umzusetzen, was nur wenige Menschen von sich behaupten können: Er verkaufte etwas an Bernie Ecclestone und verdiente gutes Geld damit. Am Sonntag ist Sir Jack Brabham im Alter von 88 Jahren in seiner Heimat verstorben.

Dass erfolgreiche Piloten sich ihre eigenen Rennautos bauen, war vor allem in den Anfangsjahren des Motorsports nichts Ungewöhnliches. Ettore Bugatti und der „Commendatore“ Enzo Ferrari etwa. Die Wenigsten aber reüssierten in einer derartigen Art und Weise wie das bei Jack Brabham der Fall war. So wie im Jahre 1966. Als 40-Jähriger wurde er in diesem Jahr mit einem Fahrzeug der Marke Eigenbau Weltmeister und gewann die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Ein Jahr später gelang ihm dieses Kunststück noch einmal: Ein Brabham, diesmal mit dem Neuseeländer Denis Hulme am Steuer, war das Sportgerät des neuen Weltmeisters und auch der Konstrukteurs-Titel ging wieder an Brabham.

Brabham war in erster Linie Techniker, aber da in den Anfangsjahren keiner der von ihm angeheuerten Piloten seinen Vorstellungen gemäß mit den von ihm gefertigten Rennwagen umgehen konnte, setzte er sich schließlich selbst ans Steuer. Seinen allerersten Grand Prix Rennwagen, einen Cooper Alta, hatte er sich kurz nach dem zweiten Weltkrieg drüben in „down under“ selbst gebaut. Jack Brabham war es auch, der als genialer Techniker John Cooper (und damit dem Hause Lotus) zu Weltruhm verhalf.

Brabham war einer, der das heutzutage gerne gebrauchte und geflügelte Wort von der globalen Integrität des Motorsports ohne viele Worte in die Tat umsetzte. Angetrieben mit Motoren von Ford und BMW fuhr der Brasilianer Nelson Piquet in den 1980er Jahren mit Brabham-Autos zu weiteren Fahrer-Titeln. Auch in Rennsport-Deutschland hinterließ der Mann vom fünften Kontinent seine Spuren. Als Partner des deutschen Unternehmers Konrad Schmidt aus Bad Dürkheim (Rennstall ATS) trat er als „End-Sechziger“ und Jahre nach seinem offiziellen Rückzug im Simtek Team mit Schmidts Sohn David als Fahrer noch einmal in Erscheinung.

Seinen größten geschäftlichen Coup hatte er zu dieser Zeit bereits abgehakt. Als der Name Brabham am gewinnträchtigsten war, zog sich der Firmengründer Jack Brabham aus dem Alltagsgeschäft zurück, verkaufte seinen Rennstall und damit seinen Namen und ließ sich das glänzend honorieren: Der Käufer war Bernie Ecclestone. Im Jahre 1979 wurde er von Königin Elizabeth II. geadelt und durfte sich fortan „Sir Jack“ nennen. Eine Auszeichnung, auf die der fast gleichaltrige Stirling Moss fast zwei Jahrzehnte warten musste.

Literatur

Stuart Colding: Helden der Rennstrecke. Delius Klasing Verlag; 29,90 Euro.

Text: Jürgen C. Braun

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