Test-Tour: Nissan Navara 2,5 Cdi Double Cab

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Pick-Up’s haben längst das Image des kargen, spartanischen „Arbeitstieres“ abgelegt, das der Farmer benutzt, um Weidezäune zu transportieren, Viehherden zusammenzuhalten oder das zu ähnlichen Zwecken in Land- oder Forstwirtschaft eingesetzt wird. Pick-Up’s sind inzwischen zu gut ausgestatteten Freizeit-Fahrzeugen auf SUV-Niveau geworden, auf deren Pritsche auch Sportgeräte wie Jet-Ski oder Enduro-Maschine für Outdoor-Aktivitäten aller Art genommen werden können. Die massigen Fahrzeuge mit der offenen Ladefläche sind inzwischen „trendy“, haben in der automobilen Vorstellungswelt Latzhose und Gummistiefel längst mit Sportswear und Freizeitkleidung vertauscht. In diese Richtung zielt auch unser Testfahrzeug, der Nissan Navara, der in diesem Falle von einem 2,5 Liter großen und 190 PS starken Dieselmotor befeuert wird.
Der Navara lehnt sich in Optik und Konzeption stark an den rustikalen Nissan Pathfinder an. Das gilt zum Einen für das markante Frontgesicht des Navara, der in Europa Marktführer seines Segmentes ist, aber auch für viele Komponententräger. Fahrzeuge dieses Genres fahren sich – doch dazu später mehr – mittlerweile (fast) wie ein Pkw. Sie haben einen Abrollcharakter, eine Laufruhe und einen Federungskomfort, der top ausgestatteten SUV's in nichts nachsteht. Dass so ein „Schiff“ mit 5,30 Meter Länge natürlich aus dem Stand heraus etwas braucht, um erst einmal „in die Spur“ zu kommen, ist eine andere Sache. Doch das ist nicht nur der Natur der Sache geschuldet, sondern trägt auch gerne zum in Kauf genommenen Alleinstellungsmerkmal bei: Schließlich will der Fahrer und Besitzer ja auch zeigen, dass er sich etwas Anderes und Besonderes leisten möchte und kann, ohne dabei auf gewohnte und lieb gewonnene Annehmlichkeiten zu verzichten.

Die Zielgruppe der Gewerbetreibenden (etwa im Garten- und/oder Landschaftsbau) hat der Hersteller allen Lifestyle-Bemühungen zum Trotze noch nicht ganz aus den Augen verloren. Das hat auch mit den beiden zur Wahl stehenden, preislich sehr verschiedenen, Kabinen-Varianten zu tun. Einmal die kleinere und damit preiswertere Version „King Cab“ mit den gegenläufigen Türen für die genannte potentielle Käuferschicht. Und dann gibt es da noch den Doppelkabiner „Double Cab“ für fünf Personen mit viel richtig viel Platz für Knie, Ellbogen und Kopf. Mit gut konturierten, komfortablen Sitzen und entsprechenden Ablagemöglichkeiten. Wie in einem Pathfinder eben. Ein solches Angebot ist auch unser Testimonial, das so eine Art multifunktionelles Familienfahrzeug mit Abenteuer-Touch ist.

Der durchzugskräftige 2,5 Liter Diesel mit seinen 140 kw/190 PS pustet jede Menge „Schmackes “ in die Verbrennungsräume. Wenn sich der Selbstzünder nach dem Kaltstart zweimal kräftig geschüttelt hat, und der Turbolader ein kräftiges Pfeifen von sich gegeben hat, schiebt der schier unverwüstliche Japaner mächtig nach vorn. Dann rupfen und reißen runde 450 Newtonmeter Drehmoment schon ab 2000 Umdrehungen mit Macht an der Kurbelwelle. Hydraulische Teleskopdämpfer an beiden Achsen sorgen für SUV-Fahrkomfort. Hat der Selbstzünder einmal eine gewisse „Knorrigkeit“ im unteren Drehzahlbereich abgelegt, wird er bei langen Fahrten akustisch durchaus zurückhaltend. Die 180 km/h Höchstgeschwindigkeit, die der Hersteller angibt, erscheinenden dann realistisch. Und das mit einem Testverbrauch von 8,8 Litern auf 100 Kilometer nach unseren Werten. Respekt.

Die Karosserie und die etwa 1,50 Meter lange Ladefläche werden getragen von einem soliden Leiterrahmen. Schienen und Ösen auf der Ladefläche dienen zur Befestigung sperrigen Ladegutes. Das Fahrwerk glänzt mit einzeln aufgehängten Rädern und einer Starrachse mit Blattfedern hinten. Da muss schon einiges passieren, bevor der Freiluft-Transporter „in die Knie“ geht.

Der Navara ist im Normalfall auf der Straße und bei nicht-winterlichen Bedingungen ein Hecktriebler. Fährt man, so wie wir in unserem Test, in der Regel mit unbeladener Transporterfläche, dann liegt also wenig Gewicht auf der Antriebsachse. Traktionsprobleme ergeben sich daraus allerdings nicht. Geht es ins Gelände, oder liegen Schnee und Eis, dann kommt ein Drehknopf in der Mittelkonsole zum Einsatz. Über ihn wird elektronisch die Vorderachse zugeschaltet. Dabei hat der Fahrer die Wahl zwischen verschiedenen Modi: Die Anzeige „4L“ (für Low), garantiert eine größtmögliche Ausbeute des Motor-Drehmoments. Wählt man die Stufe „4H“ (für High), kann der vollständige Übersetzungs- und Tempobereich genutzt werden. Damit wird jeder Geländeausflug zum Vergnügen. Nissan bietet in der Optionsliste zusätzlich zur Optimierung des Offroad-Auftritts noch eine Hinterachs-Quersperre an.

Mit einer Länge von 5,30 Meter und einem Wendekreis von 13,80 Meter ist der Nissan Navara nicht gerade ein City-Car, des freudig in jede Parkbucht springt. Aber dafür ist er auch nicht konzipiert. Stattdessen erweist der fließende Verkehr dem Fahrer (oder vielleicht doch eher dem Fahrzeug) in der Alltags-Begegnung jedenfalls viel Respekt. In solchen Fällen ist die Rückfahrkamera, die Bestandteil des Executive-Paketes ist, sehr hilfreich.Fazit: Pick-Up’s im Allgemeinen und der Nissan Navara im Besonderen kommen auch hierzulande nicht nur immer mehr in Mode, sie werden auch zusehends „domestiziert.“ Sie sind in bestimmten Fällen durchaus eine Alternative zu einem SUV, ohne dabei Einbußen an Komfort oder auch Sicherheitsausstattung (passiv und aktiv) hinnehmen zu müssen. Wer sich mit diesem Gedanken trägt, sollte sich aber auf jeden Fall ein Hardtop zulegen, auch wenn dabei dann noch einmal eine kleine vierstellige Summe zusätzlich fällig wird. Die Grundpreis-Range differiert je nach Ausstattung (King Cab, Double Cab,) oder Getriebewunsch zwischen 27.799 und 46.659 Euro.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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