Nur noch 66 Fahrzeuge starten in die vorletzte Etappe von El Salvador nach Serena. Die Wertung führte bis Copiapo, letztes Jahr noch Etappenort mit Biwak, dann aber weiter nach La Serena-Coquimbo. Terranova eröffnete den Reigen als Vortages-Schnellster, dahinter Roma, de Villiers, Peterhansel und Al Attiyah. Der zündet gleich mal ein Feuerwerk an, überholt die Kollegen und geht in Führung. Nach Waypoint 3 führt er noch immer, zwischen den Mini's turnen flink der Toyota Hilux aus Südafrika, Alvarez auf dem Ford Ranger und Chabot auf dem SMG-Buggy durch Sand und Schotter. Sogar Malysz auf dem europäischen Hilux mischt kräftig mit. Fast die ganze Spitze zieht irgendwann an Roma vorbei, der sich 9 Minuten durch einen komplizierten Reifenschaden im Tiefsand einfing. Peterhansel kann ja rechnen und meinte: … er hat verdammt viel Zeit verloren, wir müssen eventuell die Teamorder ändern…. Also doch: Teamorder. Als bei Roma wieder alles zum Besten steht, holt er die Keule heraus, überholt Al Attiyah und sogar Peterhansel, macht Zeit gut. So geht es munter hin und her, mal verliert der eine Mini irgendwo Luft, mal stört ein Sandloch, mal verfährt man sich … das fiel selbst einem Kollegen, der für internationale Presseagenturen von dort berichtet, auf: Irgendwie scheint Teamchef Quandt die Reihenfolge für's Ziel bereits festgelegt zu haben. Am Ende des 12. Tages heißt das Klassement: Peterhansel vor Roma, Al Attiyah, de Villiers, Terranova und Holowczyc. Eigentlich stört nur der Toyota aus Südafrika, um mehr als ein halbes Dutzend Mini's von 1-6 an die Spitze zu spülen. Die Luft ist raus, Taktik wie in der Formel 1 hat Einzug gehalten. Es steht zu viel Geld auf dem Spiel.
Der letzte Tag wird in angeordneter Reihenfolge von den X-raid-Autos bestimmt. Man hat sich auf die Plätze geeinigt, nolens, volens. Bei KM 133 stoppte Peterhansel freundlicherweise an geeigneter Stelle, auf seine beiden Kollegen Roma und Al Attiyah wartend, um im Geschwaderflug das Ziel der letzten Etappe zu beehren. Da sollten dann nur 3 Minis auf den Bildern sein, alle jubeln, Friede, Freude Eierkuchen! Der Kämpfer Giniel de Villiers auf dem Toyota Hilux des Südafrika- Teams darf als Vierter wenigstens das Lob mitnehmen, bester Benziner gewesen zu sein. Echt spannend waren eigentlich nur die Kämpfe zwischen den Plätzen 10 und 50. Die eigentliche Konkurrenz fehlte, weil die 11-er Meute der Minis im Prinzip alles zugedeckt hat. Keiner hatte soviel Budget wie das X-raid-Team. Womit am Prinzip Dakar deutlich gerüttelt wird, wenn nur noch die Höhe der Etatmittel über Sieg und Niederlage entscheidet. So ließen die Jungs an der Spitze auch mal einen anderen die Tageswertung gewinnen: de Villiers durfte wenigstens heute mal kurz aufs Podium, Holowczyc und Vasilyev standen links und rechts von ihm. Peterhansel belies es heute beim 13. Platz, eine ausgesprochen großzügige Geste gegenüber seinen Konkurrenten. Nani Roma hat vor 10 Jahren die Dakar (damals noch in Afrika) auf einem Motorrad gewonnen, sattelte ein Jahr später auf 4 Räder um und sein Beifahrer Michel Perin wurde am 19. Januar 2014 erst 57 Jahre jung. Gratulation beiden. Somit dürfte klar sein: Peterhansel startet auch 2015 wieder. Um das Dutzend seiner Siege endlich voll zu machen.
Text: Frank Nüssel /CineMot
Fotos: DPPI, Marc Bow, X-raid