Dakar 2014: „Game over“?

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Der 11. Prüfungstag führte die Teilnehmer von Antofagasta über 605 Kilometer Wertung nach El Salvador. Teils in den Ausläufern der Atacama-Wüste, meist aber über schnelle Stein- und Schotterpisten. Ideal also für den Mann, der nach Ende der Veranstaltung mit dem Sonderpreis für Mut und Attacke ausgezeichnet werden sollte: der Qatari Nasser Al Attiyah auf dem MINI. Und so legte er als Erster los, da er am Vortag die 10. Prüfung für sich entschieden hatte. Im vorgeschriebenen Abstand von jeweils 3 Minuten folgte die Konkurrenz. Kurz vor WP 4 und kurz hinter der WP 11 waren Stationen zum Nachtanken eingerichtet, da es die längste Prüfung gegen die Uhr wurde. Bei Waypoint 9 von 17 ist das Bild noch klar: Der Qatari hat inzwischen 4:41 Minuten auf den überraschend starken Terranova aus dem gleichen Team herausgefahren, danach kommt schon de Villiers auf dem Südafrika-Toyota, Roma auf 4 und Peterhansel auf 5. Chabot auf dem 2. SMG-Buggy (Teamgefährte des ausgeschiedenen Sainz) auf Platz 6 und Alvarez auf dem schnellen Ford Ranger liefern sich im Kampf um den 6. Platz eine sehenswerte, verbissene und dennoch fair geführte Schlacht über zig Kilometer, Tür an Tür, Haube an Haube. Selbst Lavieille auf dem letzten verbliebenen HAVAL aus China mischt wacker mit und belegt den 8. Rang. Chapeau! Dann wird es schlagartig turbulent im Vorderfeld: Al Attiyah erwischt einen ziemlich fest verankerten Felsbrocken, atomisiert sich die Radaufhängung, muss anhalten. Kurzreparatur, aber 25 Minuten sind weg, damit auch der Tagessieg. Den erbt dann Terranova, der stets auf Schlagdistanz zum Qatari geblieben war. Roma, der noch Gesamtführende, wird Zweiter, de Villiers auf dem Hilux schiebt sich für den Tag aufs Treppchen. Dann Peterhansel und Al Attiyah. Im Gesamtklassement lautet dann die Reihenfolge: Roma, Peterhansel, Al Attiyah, Terranova, de Villiers, Holowczyc.

Noch vor dem Start am Morgen in Antofagasta feixten die führenden MINI-Piloten locker und entspannt über ihre Positionen bis Peterhansel meinte: Zwei Tage vor Schluss: Game over. Das Spiel ist aus. Teamchef Quandt scheint ein ernstes Wort mit seinen Teams gesprochen zu haben nach dem Motto: … wir wollen die ersten drei Podestplätze belegen mit den Minis, also keine Spielchen um Plätze mehr, keine unnötigen Risiken. Und wenn es weitere Folgeplätze mit unseren Fahrzeugen geben sollte, habe ich da gar nichts dagegen.

Von Stallregie spricht natürlich niemand, der Begriff ist aus der Formel 1 negativ belegt. Somit dürfte für die beiden letzten Tage bis zum Ziel in Varparaiso ziemlich die Luft raus sein, wenn es um den Gesamtsieg geht. Es sei denn, die oberste Heeresleitung bei X-raid will, dass Peterhansel seinen insgesamt 12. Dakarsieg zelebriert, dann müsste Roma irgendwo, rein zufällig eine zeitraubende Panne einstreuen. Und de Villiers wird seinem verlorenen 3. Platz ziemlich und nachhaltig nachtrauern. Das rein deutsche Team aus dem X-raid-Stall Schott/Schmidt hat sich bereits auf Platz 17 vorgearbeitet und fährt seiner besten bisherigen Dakar-Platzierung entgegen.
La Serena, zwischen Anden und Pazifik, ist der vorletzte Zielort. Bis dahin werden noch viele um Platz und Wertschätzung kämpfen, schließlich gilt es schon jetzt, für's nächste Jahr genügend Sponsoren zu finden.

Text: Frank Nüssel /CineMotFotos: Teams

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