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Ob Porsche, Mercedes, VW, BMW oder Audi: Für die deutschen Autobauer ist der wachsende amerikanische Automarkt enorm wichtig. Doch auch amerikanische und asiatische Hersteller zeigen derzeit bei der größten Automobilmesse in Detroit, was sie können. Und das ist für alle von größter Bedeutung: Denn der Absatz in Europa stagniert (falls der Markt nicht immer noch rückläufig ist), China und Südamerika sind für den wirtschaftlichen Erfolg der Konzerne längst viel bedeutender geworden. Doch mehr noch als neue Fahrzeuge, wie etwa die C-Klasse von Mercedes, die derzeit ihre Weltpremiere feiert, ist die fortschreitende Vernetzung von Fahrzeug und Umwelt das beherrschende Thema.

Dass unsere Autos immer mehr alleine fahrrelevante Dine erledigen können (abbremsen, von alleine stoppen, Verkehrsschilder erkennen, einparken), das ist für viele Verkehrsteilnehmer fast schon zur Normalität gewonnen. Doch dabei wird es nicht bleiben, weil die aktive und gewollte Vernetzung des Fahrzeugs mit seiner Umwelt immer weiter voran schreitet. Die Nachrichten und Analysen, die in diesen Tagen von den Pressestellen der großen Hersteller, aber auch aus unabhängigen Forschungsberichten zugänglich sind, beinhalten gleichermaßen eine Botschaft: Autobauer werden in Zukunft ihrem klassischen Auftrag immer weniger nachkommen und statt dessen zu globalen Mobilitäts-Dienstleitern mit mehreren Funktionen werden.

Michael Dick, Entwicklungschef des Hauses Audi, weiß als gelernter Maschinenbauer, welche gewaltigen Herausforderungen auf die Branche zukommen. Dem renommierten Handelsblatt sagt Dick in der aktuellen Ausgabe: „Wir sind mitten dabei, das Auto ein zweites Mal zu erfinden.“ Denn Autos werden in Zukunft nicht mehr alleine dazu dienen, möglichst rasch, sicher und komfortabel von Punkt A nach Punkt B zu kommen. Das Auto ist bereits jetzt ein Teil unserer vernetzten Umwelt geworden und wird es in Zukunft noch mehr sein.Der Auftrag, mit das Automobil Ende des 19. Jahrhunderts den Menschen und seine ganze Welt veränderte, ist irgendwann nur noch ein Teilaspekt: Autos werden zu rollenden Kommunikationszentralen. Detroit zeigt die Anstrengungen der Hersteller, aber auch von Internet-Dienstleistern, den Trends der „Generation Facebook“ Rechnung zu tragen. Um im Werbejargon eines bekannten Herstellers zu bleiben: „Nichts ist unmöglich“. Navigation und Nachrichtenübertragung in Echtzeit, Vernetzung überall, mobile Büroarbeit und bargeldloses Bezahlen beim Tanken oder Parken. Das alles wird in nicht allzu ferner Zukunft zur Selbstverständlichkeit.

Aus der Sicht des Audi-Entwicklungschef muss sich das Auto dem heimischen Büro oder dem Wohnzimmer immer mehr anpassen. Dem Handelsblatt sagte Dick weiter: „Der Wagen wird so immer weniger reines Fortbewegungsmittel, sondern eine komplett vernetzte Lounge. Wir werden in zehn Jahren immer mehr unterschiedliche Fahrzeugkonzepte sehen – darunter auch komplette Baureihen, die aus dem gewohnten Bild des Automobils herausfallen werden.“Und was folgt für uns daraus, die wir auch noch ein bisschen Spaß am und mit dem Automobil haben wollen? Eine Schreckensvision, denke ich mir. Irgendwann wird diese perfektionierte Fahrmaschine den Menschen nicht mehr brauchen und ohne ihn losfahren. Vielleicht wird unsereins dann für die Teilnahme am urbanen Verkehr wieder aufs Fahrrad umsteigen müssen. Es sei denn, der Drahtesel ist bereits mit dem Auto vernetzt und fährt aus freien Stücken hinterher. Alleine, ohne Fahrerin oder Fahrer.Schöne neue Welt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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