Buchtipp der Woche

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Viviane Cismak: Einsatz am Wurstregal. Höhepunkte aus dem Leben einer Nebenjobberin.
Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag; 9,95 Euro.

Wer Arbeit sucht, der findet auch welche! Dachte sich Viviane Cismak und handelte. Schließlich ging es darum, sich erst während der Schulzeit Geld zu verdienen und später ein Studium zu finanzieren.

Viviane Cismak ist in der Tat fündig geworden. Bis heute ist sie nicht unbedingt auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, die sie bis zum Rentenalter behält – wenn sie Lust auf eine Veränderung hat, sucht sie sich was Neues. Sollte sie aber doch mal den Wunsch nach Sicherheit und Regelmäßigkeit im Arbeitsleben verspüren, hat sie gute Karten, sich den zu erfüllen. Die Nervenstärke, die sie sich erworben hat, darf sie sich dick in die Liste der Schlüsselqualifikationen schreiben.

Oder wie sollte man ohne solche Nervenstärke ein stark besuchtes Café (Filiale einer Kette) nach Ladenschluss säubern, wenn man dafür nur Wasser zur Verfügung hat? Denn die Putzmittel hat der Filialleiter gestrichen. Sparen ist angesagt. Und dass die Espressomaschine den Geist aufgibt, weil sich gewisse Nagetiere ihrer Kabel bemächtigten … Kann doch mal vorkommen.

Dann war da noch die Sache mit dem Likör. Er hieß wie eines jener Wörter, für die man sich als Kind beim Aussprechen eine elterliche Watschn fing. Aber so ein neues Produkt muss unter die Leute, ohne Werbung geht da gar nichts. Cismaks Mutter sah ihre Tochter schon auf dem Weg ins Abseits – bei solch einem Job. Die Tochter aber nahm's cool: Geld zu verdienen war in dem Fall nichts Anstößiges. Es klang bloß so und sollte ein Gag des Herstellers sein.

Viviane Cismaks Absurditätenkabinett ist manchmal schlicht unglaublich, trotzdem mit bewundernswerter Gelassenheit geschrieben. So lustig es sich liest, ist es auch ein Plädoyer für alle, die ganz einfach ihre Arbeit tun und allerlei Widrigkeiten dieses Tuns in Ruhe bewältigen. Ich werde nächstes Mal dran denken, wenn ich im Lebensmittelladen meines Vertrauens wieder mal etwas suche, nicht finde und jemanden frage, der dann mit mir – auch wenn der Laden grad ziemlich stark besucht sein sollte – dahin geht, wo sich das Gesuchte befindet. (Dort wird übrigens definitiv nicht am Putzmittel gespart).

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