Es gibt wohl nur ganz wenige Marken, die zu dieser Ausstellung besser passen als das Haus Porsche: Denn bei der „Essen Motor Show“ geht es wie sonst nirgendwo um leistungsstarke, besonders sportliche, manchmal auch ungewöhnliche Fahrzeuge. Das ist auch bei der 45. Auflage der weltweit größten Tuning-Show in diesem Jahr in den Essener Gruga-Hallen nicht anders. Und deswegen ist die Zuffenhausener Sportwagen-Schmiede Porsche in diesem Jahr aus ganz besonderem Anlass mit einer eigenen Präsentation vertreten. Denn es gilt, einen Vorgeschmack auf den fünfzigsten Geburtstag eines Fahrzeugs zu feiern, das als „der Porsche“ schlechthin gilt: der 911.
Dass die schwäbische Ikone im nächsten Jahr ihren 50. Geburtstag feiern darf, ist dem Haus Porsche in diesem Jahr in Essen einen sogenannten „Preview“, zu gut deutsch also eine „Vorschau“ wert. Und die hat es mit einer Atem beraubenden Vorstellung der Sportwagen-Historie des Hauses Porsche wahrhaft in sich. Zahlreiche Modelle aus der langen Reihe dieser Traditions-Linie, die man sonst nirgendwo mehr in dieser geballten Ladung zu sehen bekommt, sind am Porsche-Stand zu bewundern. Dass es dabei nicht nur um die Straßen-Historie des „Neunelfer“, wie er im Volksmund heißt, geht, sondern auch um die Motorsport-Historie, versteht sich eigentlich von selbst. Es macht die Ausstellung aber auch noch einmal um ein Vielfaches einzigartiger und interessanter.
Wie kam es damals zur „Geburt“ eines Fahrzeugs, das mittlerweile über ein halbes Jahrhundert hinweg zum Synonym für sportliche Leidenschaft am Lenkrad, für den Sportwagen deutscher Herkunft, schlechthin wurde? Im Herbst des Jahres 1963 trug sich folgendes Ereignis zu: Zur Internationalen Automobilausstellung (IAA) stellte Porsche den Nachfolger des bis dahin aufgelegten 356 mit Boxermotor vor.
Allerdings nicht als Baureihe 911, sondern unter der Typbezeichnung 901. Aus dem 901 wurde nur dank der gütigen „Mithilfe“ des Hauses Peugeot schließlich der 911er. Denn die geistigen Väter der französischen Marke reklamierten damals Markenzeichenrechte für dreistellige Auto-Modellbezeichnungen mit einer Null in der Mitte für sich: Also wurde aus der Null in der Mitte des neuen Porsche flugs eine 1. Und fertig war der Porsche 911.
Und so lief im August des folgenden Jahres in Zuffenhausen der erste Porsche 911 vom Band. Seit diesem Datum wurden fast eine dreiviertel Million „Neunelfer“ produziert. Inzwischen ist die siebte Generation der Baureihe aktuell. Auch ihr ist trotz ständiger technischer Weiterentwicklung eines eigen mit dem Urahnen aus den 1960er Jahren: Jeder Porsche ist an seiner ebenso zeitlosen wie klassischen Form zu erkennen. Und das unabhängig von Generation und Baujahr.
Zurück geht dieses charakterlich auffallende Design auf den genialen Ferdinand Alexander Porsche, den Enkel des Firmengründers Ferdinand Porsche. Ferdinand Alexander wurde in der Szene nur „Butzi“, genannt. Und „Butzi“ hatte 1962 die Leitung des Porsche-Designstudios übernommen. Mit seinen ersten neuen Modellen sorgte er direkt für einen Paukenschlag.
Die Rennsportgeschichte der neuen Baureihe ließ nicht lange auf sich warten. Bereits drei Monate nach dem Serienanlauf, am 1. Januar 1965, wurde der 911 als Grand Tourisme homologiert. Schon kurz darauf starteten im Auftrag der Firmenleitung Versuchsfahrer Herbert Linge und Ingenieur Peter Falk bei der legendären Rallye Monte Carlo. Das schwäbische Duo beendete die „Monte“ auf Rang 5 im Gesamtklassement.
Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte kamen unzählige weitere Triumphe auf den Rennstrecken dieser Welt hinzu. Und es kamen weiter entwickelte und Leistungs-optimierte Fahrzeuge auf den Markt. Legendär vor allem der 1972 vorgestellte Porsche 911 Carrera RSR, der unter anderem bei der Targa Florio, sowie bei den Mehrstunden-Rennen von Daytona and Sebring Siege in Übersee feierte. Ihm folgte der Porsche 935 als Weiterentwicklung des 911 Turbo. Dank seiner Entwicklungs-Vielfalt mutierte der Porsche 911 zum erfolgreichsten Rennwagen aller Zeiten. Die Ausstellung in Essen ist eine großartige Reminiszenz an die Geschichte des erfolgreichsten Sportwagens, der jemals den Händen deutscher Ingenieurskunst entsprang.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun