Ein verstopfter Ruhrschnellweg, ebensolche Gänge in den 12 Ausstellungshallen, jede Menge Getöse und der unverwechselbar „Duft“ verbrannten Gummis in der „Event-Arena“: Das ist sie, die unverwechselbare Welt der EMS: Bei der 45. Auflage der Traumwelt flotter Autos, ebensolcher junger Damen, inmitten von jede Chrom, Glitzer und (fast) unbezahlbarer Schätze aus der Automobil-Geschichte werden bis zum kommenden Sonntag erneut an die 350.000 Besucher erwartet.
Die „Essen Motor Show“, das ist alljährlich im frühen Dezember der Tempel der (unerfüllten?) Lustbarkeit für all jene, die sich beim Tanz um das „Goldene Kalb mit den schwarzen Füßen“ mitten ins Getümmel stürzen. Aus der ehemaligen „Jochen-Rindt-Show“, in den späten 1970er Jahren von der Witwe des allzu früh verstorbenen Rennfahrers, Nina Rindt, inszeniert, ist längst die weltgrößte Tuning-Ausstellung geworden. Das Mekka der Auto-Traumwelt schlechthin.
Das „Revier“, wo einst der Kultfilm „Manta. Manta“ mit dem jungen Til Schweiger gedreht wurde, ist der ideale Schauplatz für das Hochfest der aufgemotzten Tempomaniacs. Nirgendwo in diesem Land bevölkern mehr „aufpimpte“ Astras oder Gölfe, und bis zum Exzess frisierte, knatternde Zweitakter den Asphalt als zwischen Herne, Bottrop und Wanne-Eickel. Die „Essen Motor Show, dieser Ballermann am Lenkrad, liegt mitten im Herz des (un)organisierten PS-Wahnsinns.
Aber: es gilt auch und vor allem, die Liebe zum Automobil, in erster Linie bei jungen Leuten, in sichere Bahnen zu lenken. Trotz des Boomens der Branche und trotz des Trends zum „schneller, lauter und verrückter“. Das ist auch das Hauptanliegen der Aktion „Tune it safe“. Unter der Federführung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sind der Deutsche Verkehrssicherheitsrat e. V., der Verband der Automobiltuner und viele Behörden und Verbände, unter anderem auch die KÜS, mit am Start. Als Kfz-Überwachungsorganisation zeigt die KÜS nicht nur Präsenz vor Ort in Halle 10 am Stand von „Tune it safe“, sondern ist auch mit Rat und Tat zur Stelle, wenn die Besucher Fragen in Sachen fachgerechtem und sicherem Tuning haben.
Die beiden KÜS-Prüfingenieure Florian Mai und Thomas Schuster sind gewiefte Kenner der Szene. Sie wissen nicht nur, was beim „Basteln“ in der Garage erlaubt und was verboten ist, wo getrickst wird und wo man auffällt. Sie wissen vor allem, wie man mit sicherem Tuning dauerhafte Freude am veredelten Fahrzeug hat. Dieses Wissen geben beide Prüfingenieure an allen Tagen der Essen Motor Show an die Besucher weiter. Optischer Aufhänger des „Tune-it-Safe“-Standes ist auch in diesem Jahr wieder ein ganz besonderes Polizei-Fahrzeug.
Der Tuner Brabus, übrigens in Bottrop quasi „um die Ecke“ von Essen zu Hause, hat sich aus diesem Grunde eine Mercedes-Benz A-Klasse „zur Brust genommen“ und aus dem normalen Streifenwagen einen richtig „heißen Ofen“ in Blau-Silber gemacht. Brabus hat sich im Übrigen auf die Marke mit dem Stern spezialisiert und in Essen auch noch eine auf 800 PS „hoch gepimpte“ G-Klasse zum Preis von einer halben Million Euro ausgestellt. Echte Autofreaks bekommen beim Anblick des tiefschwarzen kantigen Ungetüms schon mal unverhohlenes Herzrasen. Doch egal ob A-Klasse oder G-Klasse: Es lohnt sich also, auf jeden Fall, einmal in Halle 10 der Essen Motor Show 2012 Station zu machen und sich von den KÜS-Experten beraten zu lassen. Bereits am Eröffnungs- und Pressetag am vergangenen Freitag, waren etliche „Hochkaräter“ aus der Automobil- und Tuningszene am Stand von Tune it Safe vor Ort und ließen sich von den beiden KÜS-Mitarbeitern in die jüngsten Geheimnisse optischer und leistungsorientierter Veredelung des Privatfahrzeugs einführen.
In Essen treffen sich auch in diesem Jahr wieder vom Azubi, der für seinen ersten VW Polo ein Sportlenkrad sucht, bis zum Lamborghini-Besitzer, dem der Kopf nach Unersättlichem in jeder Hinsicht steht, Menschen, die eines vereint: Sie sind befallen vom Virus Autotuning und wollen sich vor allem nicht davon heilen lassen. In dieser manchmal etwas (Auto)verrückten Welt gibt es keine Standes-Unterschiede, keine Dünkel, keinen Neid. Jeder macht an und mit seinem Auto, was der Gelbeutel hergibt. Und wenn er mal gar nix hergibt? – Dann lohnt sich immer noch eines: hinfahren, gucken und staunen …
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Oliver Kleinz, Messe Essen