Der schon früh vom Erfolg besessene junge Mann aus dem Rheinland wartet bald mit den ersten vorzeigbaren Erfolgen auf. Mit nur 15 Jahren wird er im Jahr 1984 Deutscher Juniorenmeister im Kartsport. Drei Jahre später sichert er sich diesen Titel bei den „Senioren“, obwohl Schumacher gerade mal erst 18 Jahre alt ist und nur einen Bruchteil der Kilometer absolviert hat, die das Gros seiner Konkurrenten in diesem Metier aufweist. Schumacher dominiert bald nicht nur Deutschland, sondern auch Europa in den kleinen „Rennsemmeln“. Und er sucht schon sehr früh eine neue Herausforderung.
Die „Formel König“ und die „Formel Ford“ sind seine ersten „richtigen“ Herausforderungen im Monoposto. Auf dem neuen Terrain stellt er sein großes Talent und seinen ungeheuren Siegeswillen und die permanente Zielstrebigkeit, die ihn auch heute noch auszeichnen, schon früh unter Beweis. Im Herbst 1988 ist er bereits Meister der Formel König. Im Motorsport werden die ersten Hersteller, Rennstall-Besitzer und „Förderer“, die nichts lieber fördern, als ihren eigenen Geldbeutel, allmählich auf dieses scheinbare Juwel aufmerksam, das sich da am Rennsport-Himmel zeigt.
Darunter auch ein gewisser Willi Weber aus dem Schwabenland, der seine Meinung öffentlich kundtut: „Bei ihm sieht alles so leicht, so souverän aus. Der Junge hat eine Chance verdient. Er muss etwas Besonderes sein.“ Weber und Schumacher, das sollte über viele Jahre hinweg eine für beide Seiten ersprießliche Zweckgemeinschaft werden. In den ersten Formel-3-Test „verbläst“ er Webers damaligen Stamm-Piloten, sodass dieser ihm schnell ein Angebot macht: 1989 soll er im WTS-Team seine erste komplette Formel-3-Saison fahren.
Der clevere Weber hat dabei die Idee seines Lebens: Da es dem jungen Schumacher an Geld mangelt, investiert Weber in dessen Zukunft. Dafür unterschreibt der dergestalt Gesponserte einen Manager-Vertrag über zehn Jahre. Später wird Weber zu diesem Schachzug sagen: „Es war wie in einer Lotterie. Und ich habe als Einziger ein Los gekauft.“ 20 Prozent aller Einnahmen gehen an Weber. Sein Schützling macht ihn in wenigen Jahren zum Multi-Millionär.
Schumachers Weg nach ganz oben ist unaufhaltsam. In der Formel 3 setzt er sich nach anfänglichen Problemen gegen die großen Konkurrenten wie Karl Wendlinger, Heinz-Harald Frentzen oder Otto Rensing durch. Mit dem deutschen Autobauer Mercedes kommt der erste große „global player“ ins Spiel, der sich Schumachers Dienste sichert. Beim alten Haudegen Jochen Mass soll der junge Haudrauf im Team von Sauber-Mercedes weiter lernen, seinen Stil verbessern, vervollkommnen. Schumacher wird früh zum Perfektionist. Sein Mentor Mass gibt später zu: „Es ist schon nervig, wenn Du so einen jungen Spund im Team hast, der immer und überall glaubt, noch etwas verbessern zu können. Einer der ständig rum bohrt und noch etwas ändern will.“
Doch der ständige Drang nach dem Nonplusultra sollte Schumachers Markenzeichen werden. Der unbedingte Wille zum Erfolg, die Suche nach der Nadel im Heuhaufen bei allen möglichen technischen Optionen: Sie war es auch, die später als Topfahrer der Scuderia Ferrari dem Team aus Maranello den lange ersehnten erste Weltmeistertitel nach mehr als 20 Jahren wieder sichern sollte. Die Unbeherrschtheit des französischen Formel-1-Fahrers Bertrand Gachot sollte schließlich zum „Türöffner“ für den jungen Schumacher werden. Wegen einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit einem Londoner Taxifahrer musste dieser für 18 Monate hinter Schloss und Riegel. Teamchef Eddie Jordan war möglichst rasch auf Ersatz angewiesen.
Was dann folgt, ist Hunderte Mal erzählt worden. Weshalb wir sie hier nicht ein weiteres Mal wiederkäuen wollen. Die Geschichte von seinem ersten Rennen in Spa-Francorchamps, das später seine Lieblingsstrecke werden sollte. Die Story von der der Übernachtung in der Jugendherberge, die Lüge von dem Ardennen-Kurs, den der Neue angeblich wie seine Westentasche kenne, und den er doch noch nie zuvor gefahren war. Es war der Auftakt von 21 aufregenden Jahren Formel (mit einer kurzen Unterbrechung in den Jahren 2007, 2008 und 2009. ) Am kommenden Sonntag wird sie in Brasilien endgültig zu Ende gehen. Und Michael Schumacher, der irgendwann zum „Schumi“ wurde, wird sich dann wohl auch an diejenigen Freunde, Helfer und Gönner, erinnern, die ihm, dem mittellosen Jungen aus dem Rheinland den Weg zum vielleicht größten Motorsportler aller Zeiten ebneten.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Ferrari