Der Sommer ist Geschichte, der Herbst hat uns mittlerweile alle in Beschlag genommen und in den Höhenlagen wurden schon die ersten Minustemperaturen gemessen oder die ersten Schneeflocken konstatiert. Das heißt auch für uns Autofahrer: Den „Füßen“ unseres vierrädrigen Gefährtes ist, wie alle Jahre wieder, erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei ist die leidige Diskussion, ob umgerüstet werden soll, bei den meisten Autofahrern kein Thema mehr. Längst geht es um die Frage, wann wir unseren Fahrzeugen die „Sommerschlappen“ ausziehen und die Bereifung für die nasskalte Jahreszeit aufziehen sollen. „Fast bei 90 Prozent“, sagt Continental-Sprecher Alexander Bahlmann, liege mittlerweile die Quote derjenigen, die für den Zeitraum von „O wie Oktober bis O wie Ostern“ von Sommer- auf Winterreifen umrüsten.
Der Herbst ist traditionell eine Jahreszeit, in der auch die Reifen-Industrie ihre weiter entwickelten oder neuen Produkte in den verschiedensten Größen für Fahrzeuge von Polo bis Porsche und von Fiesta bis Ferrari ins Schaufenster stellt. Da in das Wechsel-Verhalten der Autofahrer längst eine gewisse Kontinuität eingezogen ist, und die wenigsten warten, bis die ersten heftigen Schneeschauer über das Land gezogen sind, haben sich auch die großen Reifen-Hersteller diesem Trend angepasst. Alles, was neu und gut ist, steht schon in den Verkaufsräumen der Reifenhändler und Autohäuser. Dass, ähnlich wie beim ebenso heftigen wie frühen Wintereinbruch des Jahres 2010, die Regale der Händler aufgrund überproportional hoher Nachfrage gähnende Leere aufwiesen, ist ebenfalls nicht zu befürchten.
Im Allgemeinen gilt: Spätesten bei Außen-Temperaturen ab sieben Grad machen Sommerreifen schlapp. Bei diesen äußeren Bedingungen verhärtet das Gummi so stark, dass kaum noch Traktion und Haftung vorhanden ist. Die weichere Gummimischung führt dazu, dass Winterreifen auch bei niedrigen Temperaturen weiterhin elastisch bleiben. Zugleich ist das Profil mit zahlreichen fein gezackten Lamellen Voraussetzung für bessere Bodenhaftung. „Die Lamellen sind Voraussetzung für eine gute Traktion, die Mischung alleine macht es nicht“, verdeutlich Dr. Bernd Löwenhaupt, Entwicklungsdirektor Pkw-Reifen im Goodyear Dunlop Entwicklungszentrum Hanau.
Der Gesetzgeber schreibt Winterbereifung bei Schnee und Glatteis vor. Die Autofahrer in Deutschland sind seit 2010 dazu verpflichtet, “auf eine geeignete Bereifung zu achten, die Ausrüstung an die Wetterverhältnisse anzupassen”. Ist das nicht der Fall, sollen ein Bußgeld von 40 Euro und ein Punkt als Erinnerungs-Merkmal helfen. Auch die Versicherungsbranche macht sich die neue Gesetzeslage zunutze. Wer mit „ausgelutschten Sommerschlappen“ unterwegs ist, riskiert seinen Versicherungsschutz. Wer seine Winterreifen der vergangenen Saison noch einmal aufziehen möchte, der sollte darauf achten, dass (mindestens!) eine Profiltiefe von vier Millimetern vorhanden ist. Als „Eselsbrücke“ kann eine Ein-Euro-Münze herhalten: Deren äußerer Rand sollte auf jeden Fall beim Messen noch vollständig im Reifenprofil verschwinden.
Im Allgemeinen sind die Premium-Hersteller im Reifengeschäft mit Produkten, die ein laufrichtungsgebundenes Profil aufwiesen, die sicherste Adresse beim Neukauf. Die großen Test-Organisationen wie ADAC, Stiftung Warentest oder verschiedene Fachzeitschriften haben die neuen Produkte für den Winter 2012/2013 bereits unter die Lupe genommen. Die ADAC-Tester vergaben in der Kleinwagenklasse vor allem an Michelin, Continental und Pirelli gute Noten. In der Reifengröße für Kompakt- und Mittelklassen-Fahrzeuge lagen Produkte von Continental, Michelin, Dunlop, Goodyear und Nokian vorn.
Beim Michelin Alpin A4, der etwas teurer als vergleichbare Konkurrenzmodelle ist, lobten die Tester neben seinen Winter-Eigenschaften auch die lange Haltbarkeit. Der neue Continental-Contact TS 800 und der Pirelli Winter 190 Snowcontrol Serie 3 wurden ebenfalls mit „GUT“ bewertet. In der Kategorie der Mittelklasse-Fahrzeuge ist die Auswahl von Reifen mit guten Winter-Eigenschaften besonders groß. Zu den am besten bewerteten Modellen gehören hier der Continental WinterContact TS 850, der Michelin Alpin A4, denen auch eine sehr hohe Laufleistung bescheinigt wurde. Die Note „GUT“ erhielten von den Testern in diesem Segment auch die Winterreifen Dunlop-SP-Wintersport 4D und der neue Goodyear UltraGrip 8 sowie der Nokian WR D3, der preislich etwas günstiger als die Konkurrenzmodelle ist.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Hersteller, Jürgen C. Braun