Wüstenkönigin für immer: Zum 50. von Jutta Kleinschmidt

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Für immer die Wüstenkönigin:Jutta Kleinschmidt zum 50. GeburtstagAm 20. Januar des Jahres 2001 veränderte sie auf einen Schlag die Welt des Motorsports. Die damals 38jährige Kölnerin Jutta Kleinschmidt brach als erste Deutsche, und vor allem als erste Frau, in eine absolute Männer-Domäne ein. Die diplomierte Physikerin gewann an der Seite ihres Co-Piloten Andreas Schulz, einem echt bayerischen Ur-Gestein, in einem Mitsubishi Pajero das absolut härteste Autorennen der Welt, die Rallye Dakar. Heute, am 29. August, feiert die „Wüstenkönigin“, zu der sie fortan wurde, ihren 50. Geburtstag.Als sie an jenem Sonntag im Januar 2001 am Ufer des Lac Rose, unweit der senegalesischen Hauptstadt Dakar, endlich unversehrt das Ziel erreicht hatte, fiel ein Stein vom Herzen der kleinen, drahtigen Frau mit dem blonden Wuschelkopf. Es war ein Tag, der nicht nur in die Welt des Motorsports als Nachweis weiblicher Wissens- und Willenskraft einging, sondern, der auch das mediale Geschehen für die nächsten Stunden, Tage und Wochen auf den Kopf stellen sollte. Wir waren damals vor Ort bei der Zielankunft des „Dakar“ gewesen, und als die Nachricht vom Triumph der „La Kleinschmidt“ in deutschen Redaktionsstuben und Fernsehanstalten angekommen war, setzte ein regelrechter Hype auf die ungewöhnliche Frau ein.

Keine Talkshow, in der sie nicht auftreten sollte. Und zwar am besten noch heute, wenn es irgendwie ginge. So schnell wie möglich eben. Nach einem wahren Marathon am Mikrofon und Telefon mit der Heimat, nach der phänomenalen Siegerehrung am späten Abend, betraten wir abends ein riesiges Restaurant unter freiem Himmel, das für die Siegerin und ihre Entourage frei gehalten worden war. Der Wag vom Eingang bis zu unserem Tisch führte quer durch den ganzen, großen Raum. Als Jutta Kleinschmidt als Erste von uns den Raum, der mehr eine luftige große Halle war, betrat, erhoben sich wie auf Kommando die Menschen von ihren Plätzen und geleiteten sie mit donnerndem Applaus zu ihrem Platz, an dem unsere Gastgeber ein großes Schild in französischer Sprache vorbereitet hatten. „La reine de sable“ – „Die Wüstenkönigin“.

Jutta Kleinschmidt hatte sich an diesem Tag unsterblich gemacht. Sie wechselte später, als Volkswagen das „Unternehmen Dakar“ ins Leben gerufen hatte, von Mitsubishi zu VW als Werksfahrerin. An ihren damaligen Triumph in der Wüste schlossen sich zahlreiche weitere Spitzenplatzierungen bei internationalen Rennen an, nicht nur in der Wüste. Jutta Kleinschmidts Liebe gehört auch anderen Strecken: der französischen Eisrenn-Serie Trophée Andros etwa ebenso wie dem Nürburgring, auf dem sie mehrmals 24-Stunden-Rennen bestritten hat.Extreme waren und sind Jutta Kleinschmidts Leidenschaft. Seit 2004 hat sie eine Lizenz als Helikopter-Pilotin und begeistert sich ähnlich wie ihr männlicher Rallye-Kollege Walter Röhrl für das Rennradeln. 2003 überquerte sie mit dem Rad die Alpen, 2004 nahm sie am Race Across America und am Ötztal-Marathon teil. Jutta Kleinschmidt, die diplomierte Physikerin, war nie einfach gewesen. Sie wollte in der „Männer-Horde“ Marathon-Weltcup als Gleiche unter Gleichen gesehen worden. Sie war stets in die Entwicklung ihrer Fahrzeuge mit eingebunden und war viel mehr als nur eine Rallyefahrerin.

Eines aber ist sie seit jenem unvergesslichen Sonntagmorgen am Ufer des Lac Rose im Senegal geblieben und wird es für immer bleiben: Die Wüstenkönigin.Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Jürgen C. Braun, Volkswagen Motorsport

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