Die in Brasilien stattfindende Rally Dos Sertoes liegt in ihrer Wertigkeit etwa zwischen der russischen SiLkway und der südamerikanischen Dakar. Sie hat eine Länge von etwa 5.000 Kilometern und dauert 8 Tage. Die weite Entfernung nach Brasilien hält viele potentielle Top-Teams aus USA, Mittel-Ost und Europa ab, die hohen Kosten für Transport und Logistik zu stemmen.So finden zwangsläufig nur wenige Teams, die sonst bei solchen Veranstaltungen ganz vorne mitfahren, den Weg ins Land des superben Fußballspiels. Eines davon wird von Stéphane Peterhansel und seinem französischen Copiloten Cottret gebildet, die auf dem bewährten X-raid Mini All4 Racing unterwegs sind, nach guter Art des Hauses mit einem Diesel-Triebling ausgestattet. Es gibt hier bei der Dos Sertoes zwei Probleme: einmal die Länge der Veranstaltung mit ihrem wahren Potpourri an stets wechselnden Herausforderungen und die Tatsache, dass tagelang kein externer Service erlaubt ist, was so manches Team vor endlose Rätsel stellt, wenn was nicht funktioniert, so ein Kollege aus Brasilien zu KÜS-Online am Telefon.
So bildet vor allem das Mini-Team von Sven Quandt die europäische Speerspitze. Und hat richtig Arbeit vor sich: G. Spinelli, Brasilianer, führt! Nachdem der 10-fache Dakarsieger Peterhansel die 3. Etappe gewonnen hatte, übernahm Spinelli wieder das Szepter. Er ist mit einem Mitsubishi Lancer unterwegs, der auch schon etwa 5 Jahre alt ist. Im Prinzip. Nach der Aufgabe des Motorsports und somit Ausstieg aus der Dakar, kaufte ein Marseiller Ferrari-Händler den ganzen Rest der japanischen Delegation auf, zum Schnäppchenpreis, weil die Lancer schon bei der letzten Afrika-Dakar sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatten. Dann rüstete er die Wüstenrenner erstmal technisch aufs neueste Reglement auf, machte sie zuverlässig und verkaufte einige an gut betuchte Privatiers. Spinelli ist einer davon und hatte bereits bei den beiden letzten Südamerika-Dakars mächtig Stoff gegeben unter den besten 10 im Gesamtklassement. Peterhansel liegt nur in Hörweite von ihm 10 Sekunden weit weg, fährt taktisch, nicht also auf der letzten Rille: Immer schön nah dran bleiben, keine unnötigen Risiken eingehen, nichts kaputt machen, sicher ankommen und dann bei der letzten Etappe zur Attacke blasen und ganz oben auf dem Podest landen, soweit Peterhansels Credo live aus Brasilien. Sein Team-Kollege Ximenes, aus Brasilien stammend und auf einem BMW X3-CC unterwegs, liegt derzeit auf Rang 4, mit nur 2 Minuten Abstand zum Treppchen. Da ist auch noch was drin. Abgesehen davon ist die Dos Sertoes eine Art interner brasilianischer Rallye-Meisterschaft, wo jeder jedem beweisen will, dass nur ER Meister werden kann. Und da sind richtig gute, schnelle und stabile Autos unterwegs, die hierzulande kaum bekannt sind: Evoque Rally oder Sherpa V8. Harte Arbeit für die wenigen Nicht-Brasilianer ist garantiert.
Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: XR-Team