Gerhard Elfers: 111 Gründe, London zu lieben. Eine Liebeserklärung an die großartigste Stadt der Welt. Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag; 9,95 Euro.
Fergus Henderson. Den Namen werden Sie nicht vergessen, wenn Sie dies Buch gelesen habn. Der Mann serviert in seinem Londoner Restaurant St. Johns gegrillten Schweineschwanz (tatsächlich) und Bäckchen ebenso wie Makrele, Kaninchen und Aioli. Eine radikale Philosophie nennt Gerhard Elfers die Küchenpraxis von Henderson, der eigentlich gelernter Architekt ist, sich aber der tradtionellen Arme-Leute-Küche verschrieben hat und damit offensichtlich richtig liegt. Gerhard Elfers jedenfalls zählt das St. Johns zu seinen Favoriten. Sicher auch deshalb, weil – bei allen hier aufgezählten Fleischgerichten – die Vegetarier nicht zu kurz kommen. Großes Elfers Ehrenwort.
Eine Liebeserklärung an die großartigste Stadt der Welt nennt der gebürtige Steinfurter sein Büchlein im Untertitel. Vor gut zehn Jahren hat es den Westfalen in die britische Hauptstadt verschlagen. Und die zeigt er uns so, wie man sie im typischen Reiseführer nicht kennenlernt. Eine hervorragende Idee, denn der gefühlt zehntausendsten Reiseführer zu Fish And Chips, Soho und zum Buckingham Palast wäre wahrlich unnötig.
Aber, Stichwort Buckingham und die Royals: Was finden die Briten eigentlich an der Monarchie? Man kann sie als Tradition sehen, nicht als Kitsch – und jemand wie die Londonerin Margaret Tyler macht mit königlichen Accessoires aus ihrem Domizil ein recht begehrtes Bed & Breakfast. Sie ist in London so bekannt, dass sogar Post sie erreicht, die auf dem Umschlag zur Margrets vollen Namen und den der britischen Hauptstadt trägt…
Man erfährt aber nicht nur Gerhard Elfers' Geheimtipps an Attraktionen, wie etwa die Domänen der Herrenschneider, die Savile Row und Jermyn Street oder Lieblingspub Coach And Horses in Soho (einen von siebentausend in der ganzen Stadt, von denen aber längst nicht alle in privaten Händen sind; die typischen Ketten-Pubs, die auf Masse statt Klasse setzen, empfiehlt er ausdrücklich nicht).
Sondern: Der britischen Lebenskunst widmet er sich gleichfalls ausführlich. Zum Beispiel der typischen Gelassenheit, wenn ein Geldautomat defekt ist oder bereits eine winzige Schneedecke Jahr für Jahr das U-Bahn-Netz zusammenbrechen lässt. Niemand erwartet in London Perfektion, und die Gelassenheit zu allem, was nicht perfekt ist, drückt sich in einem schon charakteristischen Schulterzucken aus. Nicht als Desinteresse, sondern als nonverbalen Ausdruck von kommt halt vor.
Von den 111 Gründen, London zu lieben (so, wie es Gerhard Elfers sieht), sind manche durchaus liebevoll ironisch gemeint, etwa Hinweise auf sehr teure Wohngegenden oder die ungeschriebenen Gesetze in der U-Bahn, pardon, tube.Aber es sind immer noch sehr viele Gründe darunter, die tatsächlich und ganz wirklich Lust auf einen London-Trip machen. Und, ganz ehrlich, ein einziger dieser Gründe mag schon ausreichen, die nächsten freien Tage im eigenen Kalender und dann im Internet die Angebote der Fluggesellschaften zu überprüfen…