Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Worauf achten Sie eigentlich besonders, wenn Sie sich ein neues (darunter verstehe ich auch ein gut erhaltenes gebrauchtes) Fahrzeug kaufen? Nun, werden die meisten sagen: Natürlich zunächst einmal auf den Preis. Kann ich mir das Auto überhaupt leisten, passt es in meinen Alltagsanspruch? Dann geht es um Verbräuche, vielleicht um das chice Aussehen, darum, ob es viel Platz hat und vielleicht auch ein wenig multifunktional ist. Kurzum, mehrere Dinge werden in der Regel gegeneinander aufgewogen und berücksichtigt, bevor man sich zum Kauf eines neuen Fahrzeugs entscheidet.

Aber mal ganz ehrlich: Hat es Sie jemals interessiert, welchen Namen Ihr Neuer trägt? Haben Sie einen Autokauf einmal davon abhängig gemacht, ob ein Fahrzeug Golf, Astra, Punto oder Focus heißt? Oder ob er im virtuellen Namensschild eine wunderbar verwirrende Welt von allerlei Buchstaben- und Zahlenkombinationen mit jeder Menge X, Y und Z beinhaltet? Nein, wahrscheinlich haben Sie das nicht.

Der Grund, warum ich das hier ausführe ist die Tatsache, dass Europas größter Autobauer, der Volkswagenkonzern, seinen neuen Kompakt-Flitzer „up!“ explizit mit dem Ausführungszeichen hinter den beiden winzigen Buchstaben ausgerüstet hat. Das Auto heiße also nicht „up“, sondern „up!“ ließ der Hersteller jetzt verlauten. Und das hat sicherlich seinen Grund, haben wahrscheinlich doch findige Marketingstrategen sich Kopfzerbrechen gemacht und über den Strich mit dem kleinen Punkt darunter nachgedacht.

Dabei können Namen für Erfolg oder Misserfolg eines neuen Fahrzeugs durchaus von größter Bedeutung sein. Oft kostet die Entwicklung eines neuen Modells die Hersteller Milliardensummen. Und dann scheitert es einfach an der Namensgebung, weil man sich da einen fürchterlichen Fauxpas erlaubt hat. Ein paar Beispiele, was Lautmalerei aus einem Fahrzeugnamen machen kann? Bitte schön, gerne.

Chrysler etwa gab sein zunächst recht erfolgreiches Retro-Modell, den „PT Cruiser“, im eigenen Land der Lächerlichkeit preis. Dort mutierte das auffallende „Bonnie-and-Clyde-Fahrzeug“ schnell zum „Pity Cruiser“, was im anglikanischen Sprachgebrauch soviel bedeutet wie ein Auto, mit dem man Mitleid haben muss. Genial daneben irgendwie.

Doch die Liste neuer Namensgebungen hat noch zu ganz anderen, in der Regel ungewollten, Peinlichkeiten geführt. Vielleicht hat ja auch Volkswagen beim „up!“ aus der eigenen Vergangenheit gelernt. Beim Luxusmobil Phaeton beispielsweise, mit dem das Wolfsburger Haus gegen Mercedes-Benz S-Klasse und Konsorten antreten wollte. In der griechischen Mythologie ist Phaeton der Sohn des Sonnengottes Helios. Und der Junior hatte der Saga zufolge dereinst in einem Anflug spätpubertären Sturm und Drangs dem Herrn Papa den Himmelswagen geklaut und diesen bei einer Spritztour in einen Haufen Schrott (oder Sternenstaub?) verwandelt. Nicht gerade ein Anreiz zum Kauf.

Den Gipfel der Peinlichkeiten leistete sich Mitsubishi schon vor vielen Jahren, als der neue SUV „Pajero“ eingeführt wurde. Zumindest tat man das auf dem spanischen und südamerikanischen Markt. Im dortigen Sprachgebrauch bezeichnet das Wort „Pajero“ (gesprochen „Pachero“) einen Menschen, der seine Sexualpraktiken vorzugsweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ausschließlich alleine mit sich selbst auslebt.

Will heißen: Achten Sie vielleicht beim nächsten Autokauf auch auf den Namen des Fahrzeugs.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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