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John Le Carré: Marionetten. Ullstein-Verlag, 9,95 Euro.

In der Folge des Terror-Attentats vom 11. September 2001 in New York siedelt der Autor seine Geschichte zwischen realem Wahnsinn und fiktiver Story an. Es geht um einen jungen Moslem, der, stark traumatisiert durch Folter und Gefängnis, in Hamburg bei Freunden Unterschlupf findet. Als politisch harmloser Flüchtling, der aber stark im islamischen Glauben verwurzelt ist, gerät er zwischen die Mühlsteine deutscher Behörden. Zwischen Hamburg und der Regierungsstadt Berlin glühen Telefone und Computer, ständiger Zoff zwischen den Behörden aus reinen Kompetenzgründen verschärft den Plot. Persönliche Ressentiments und subtile Animositäten innerhalb der beteiligten Überwachungsorgane treiben das Unterfangen Terroristen-Überwachung in Wahnsinn und Psychoterror. Solange, bis alles am Schluss in peinlichster Weise schief geht. Die politische Lage und Aussage ist zwar fiktiv, aber mit beängstigenden Details gewürzt. Die Sprachgewalt Le Carrés konnte durch das Übersetzerinnen-Team Sabine Roth und Regina Rawlinson nicht besser adaptiert werden. Ein Genuss das Ganze mit garantierten Schauern des Grauens, weil alles so hautnah stimmen könnte.

Text: Frank Nüssel

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