Mit der 3-Jahresgarantie auf Neuwagen hatten die meisten der fernöstlichen Auto-Hersteller vor etlichen Jahren den Nerv der Käufer getroffen. Während vor allem die zentraleuropäischen Hersteller, vor allem die selbsternannten Premium- Fabrikanten noch sorgsam die 1-Jahresgarantie als Sinnbild für Qualität, Seriosität und Entgegenkommen pflegten, legten die anderen noch 2 Jahre drauf. Eine, in den Augen und Vorstandsetagen der Europäer, unglaubliche Dreistigkeit, die sich bald rächen würde. Und heute geben gerade die Vorreiter der 3-Jahresfrist gar noch 5 oder sogar 10 Jahre Garantie auf bestimmte Baugruppen, Teile und Module. Aber die Europäer zeigten sich unglaublich lernbereit: Sie erhöhten, wenngleich mit deutlich vernehmbarem Knirschen der Zähne, auf unfassbare 2 Jahre! Schlichte Voraussetzung für alle Garantien sind die turnusmäßigen oder gar vorgeschriebenen Inspektionen in der entsprechenden Marken-Fachwerkstatt. Das sichert Arbeitsplätze und satte Gewinne innerhalb der Marke. Clever!
Die Wahrheit ist aber bekanntlich ein Eichhörnchen. Flink, trickreich und kaum zu fassen. Ein signifikantes Beispiel mag dafür stehen, das so selten auch wieder nicht ist: Da steigt ein US-amerikanisches, ziemlich großes Autounternehmen bei einem koreanischen Hersteller ein, switcht die Marke für den europäischen Markt auf den Namen einer mit guten Genen beleumundeten US-Marke um und versucht so den hässlichen, kaum aussprechbaren koreanischen Namen als neue Marke zu etablieren. Zudem als die Billig- Marke innerhalb des Konzerns. Mit Hauptgewicht auf Kleinst- und Kleinwagen. Klar doch, ebenfalls mit 3-Jahresgarantie. Auch, wenn 5 der ursprünglichen 8 US-Zylinder fehlen, Hauptsache der Name steht. Karge Leistung aus einem Hubraumvolumen, das dem von Motorrädern der gehobenen Mittelklasse entspricht, eigentlich auch in Multi-Küchenmaschinen verbaut werden könnte, mit hohen Drehzahlen und analoger Geräuschkulisse gesegnet. Drehmoment? Was ist das denn? Wozu soll das gut sein? Für Deutschland wurde das kleine Kerlchen auf bivalenten Betrieb umgebaut, also Super Benzin plus Flüssiggas (LPG). Macht eigentlich Sinn, ist aber richtig teuer und man müsste per anno ca. 35.000 Kilometer abspulen, damit sich die Investition nach etwa 4 Jahren lohnt.
Sei's drum. Die Chronologie von Murks und Pannen startet: kurz nach Erwerb des Kleinstwagens ein Phänomen der besonderen Art. Betätigt man nächtens das Fernlicht, schrumpft nach etwa 4 Sekunden das Weitenlicht auf 5 Meter vor dem Fahrzeug zusammen, man fährt quasi in ein Nachtloch der unangenehmen Art. Schaltet man auf Abblendlicht zurück, fährt dieses in seine normale, programmierte Position. Keine der 3 aufgesuchten Markenwerkstätten bekam die Macke in den Griff, tagelang stand der Zwerg untätig in den Werkstätten herum. Bis per Zufall der Importeur in einer Hafenstadt nahe der Nordsee in letzter Verzweiflung angerufen wurde und zur grenzenlosen Überraschung am Telefon meinte: Ja, kennen wir, da sagen Sie der Werkstatt, sie solle ein neues Massekabel legen vom Minus an der Batterie direkt an die Leuchtweitenregulierung. Das war's tatsächlich. Viele Kilometer, noch mehr Stunden und bündelweise blanke Nerven, alles zulasten des Eigentümers, mussten geopfert werden. Einen Tag nach Ablauf der Garantie ging es dann richtig los: Achsgeometrie neu vermessen, da das Fahrzeug stark nach links zog, ziemlich plötzlich noch. Die dünnen Tragelemente der Vorderachsgeometrie hatten sich verzogen und verbogen, Spur und Sturz stimmten nicht mehr. Reparatur voll zulasten des Kunden. Dann die große Inspektion nach 45 .000 Kilometern. Werkstatt natürlich inzwischen gewechselt. Knapp 600 Euro inkl. Gasinspektion. Dafür bekommst du einen betagten, noch fahrsicheren Golf II. Kurze Zeit später: die Gasanlage stellt ihren Dienst ein. Bei der Werkstatt spinnt das Diagnosegerät, wirft nur system down aus und streikt beharrlich bei der Ursachensuche. Dringende Empfehlung: Fahren Sie in den Betrieb, der den Umbau auf Gas gemacht. Als Belohnung für diesen hautnahen Tipp winkten: ein halber Tag Zeitverlust, Benzinkosten (Gas ging ja nicht) für insgesamt 150 Kilometer. Dort wurde der Fehler blitzschnell diagnostiziert und innerhalb 5 Minuten sogar kostenlos behoben. Bei der teuren Inspektion war nicht bemerkt worden, dass der Gas-Systemdruck von 850 auf 200 bar gesunken war. Auf der Rückfahrt fiel dafür die Benzinstandsanzeige aus. Sie zeigte dauerhaft auf voll, obwohl etlicher Kraftstoff inzwischen verbraucht worden war. Die persönliche Diagnose lautete: Kraftstoffgeber defekt. Also neu bestellt und selbst eingebaut. Funktioniert sogar. Und etwa 130 Euro Kosten für den Ein- und Ausbau gespart.
Was lernen wir daraus? Ganz einfach: Billig muss noch lange nicht preiswert heißen und so manches automobile Produkt scheint so konstruiert zu sein, dass es gerade die ersten 3 Jahre hält, dann fangen die Macken und Kosten richtig an. Ein hämophyktisches Spiel hätte unser Nachbar das genannt, der eh nie um drastische Wortgebilde verlegen war. Oder auch, wie meine Großmutter selig weiland immer behauptete: Drum prüfe, wer sich länger bindet, ob er nicht was wirklich Besseres findet.
Text und Fotos: Ignaz Hammer