Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Bei der Vorstellung des neuen Audi A6 Avant vor einigen Tagen in Berlin hatte ich Gelegenheit, gemeinsam mit einigen anderen Kollegen im kleinen Kreis zusammen mit Vertretern des Audi-Vorstandes unter anderem über das Thema Motorsport und das Engagement der Hersteller in den verschiedenen Serien zu sprechen. Audi dominiert – wie seit Jahren hinlänglich bekannt – gemeinsam mit Mercedes die „Zweierliga“ Deutsche Tourenwagenmasters (DTM). Nun, im nächsten Jahr wird das Feld der A4 DTM und Mercedes C-Klasse AMG durch die DTM-Modelle von BMW ergänzt. Dem sportlichen Wettbewerb und dem Interesse bei der Kundschaft ist der gemeinsame Auftritt der drei deutschen Premium-Hersteller sicherlich nicht abträglich.

Dieses Argument wendet auch Audi-Chef Rupert Stadler immer dann, wenn es darum geht, einen eventuellen Vorstoß der im Motorsport so sehr erfolgreichen Ingolstädter in Richtung Formel 1 zu diskutieren. „Wir wollen als Marke Audi erkannt werden und das ist bei der DTM der Fall. Aber in der Formel 1?“ Mit Recht führte Stadler den Hinweis an, dass bei vielen deutschen Fans der „Königsklasse des Motorsports“ Weltmeister Sebastian Vettel trotz seines Erfolges (Titelgewinn 2010, fünf Siege in sechs Rennen 2011) bestenfalls mit seinem Hauptsponsor „Red Bull“, nicht aber mit dem Motoren-Lieferenten Renault in Verbindung gebracht wird.

An dieses Gespräch musste ich denken, als zu Beginn dieser Woche folgendes Ergebnis einer Untersuchung auf den Schreibtisch geflattert kam: Darin hieß es, dass ungeachtet der anhaltenden Kraftstoffverbrauch- und CO2-Diskussionen 60 Prozent der deutschen Autofahrer der Meinung seien, dass sich das Formel-1-Engagement eines Automobilherstellers immer noch positiv auf dessen Image auswirke. Das Unternehmen „Marktforschung Puls“ hatte unter 1000 Autofahrern in Deutschland ermittelt, dass lediglich fünf Prozent der Autofahrer einen negativen Effekt an der Beteiligung in der Formel 1 sähen. 35 Prozent hätten dazu keine Meinung. Den Ausstieg von Automarken aus der Rennserie beurteilen 20 Prozent der Deutschen positiv, etwa ein Drittel ist nicht dieser Meinung.

Aus der Umfrage geht weiterhin hervor, Deutschlands Autofahrer seien zu 55 Prozent der Meinung, dass die Formel 1 der Qualität und Technik von Serienfahrzeugen zugute komme. Zwar werde die Formel 1 offensichtlich nach wie vor als Technologietreiber des Autos wahrgenommen, die entscheidende Zukunftsfrage sei aber, ob sich die Formel 1 nach Meinung der Bevölkerung mit Themen wie Nachhaltigkeit, Kraftstoffeinsparungen und CO2-Reduzierung vereinbaren lasse.

Insgesamt würden die Ergebnisse zeigen, so die Marktforscher, dass „ein Produkt wie das Auto nach wie vor nicht durch rationale Themen wie Nachhaltigkeit, Kraftstoffeinsparungen oder CO2-Reduzierung dominiert werde. Die ermittelte positive Wahrnehmung der Formel 1 zeige vielmehr, wie bedeutsam die von der Serie rund um das Auto transportierten Emotionen nach wie vor sind“.

Zugegeben: Im sportlichen Wettbewerb, wo neben der reinen Ergebnis-Mathematik auch viele Emotionen, viele Sympathien für einen bestimmten Fahrer oder eine bestimmte Marke mitspielen, ist es schwer, ein allgemein gültiges Urteil zu finden. Vielleicht aber macht dies auch die ganze Sache so spannend.

In wüschen Ihnen ein angenehmes Formel-1-freies Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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