Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Sicher haben auch Sie, wenn Sie sich für Musik gleich welcher Stilrichtung interessieren, Ihre „special favourites“. Während der eine die Beatles mag, steht der andere eher auf Volksmusik. Jüngere Semester werden Hip-Hop oder Techno bevorzugen und so ein paar Jazz-Liebhaber oder Chanson-Amouresken soll es ja auch noch geben. Ich habe in der vergangenen Woche, in der Altrocker Bob Dylan von seinem eigenen 70. Geburtstag heimgesucht wurde, ein bisschen im Netz rumgeklickt bei der Suche nach Dylan-Covers, die vielleicht aus diesem Anlass neu aufgelegt wurden. Dylan, Donovan, Joan Baez, Marianne Faithfull. Namen und Größen, die uns Alt-68er damals in Bewegung setzten.

Irgendwelche Dylan-Mitschnitte, die mich nun sonderlich interessiert hätten, habe ich zwar nicht gefunden, dafür bin ich aber auf eine Meldung gestoßen, angesichts derer sich der reichlich schüttere Rest meines Kopfschmucks fast auf den Schlag von selbst verabschiedet hätte. Vor Schreck wohl gemerkt. Oder war es vielleicht weniger der Schreck, als die Vorstellungskraft, derlei Ansinnen könnte irgendwann in die frevelhafte Tat umgesetzt werden.

Der Inhalt war folgender: Die meist vor sich hin greinende und nuschelnde US-Folkslegende Dylan soll jetzt ihre Stimme einem Auto-Navigationssystem leihen. Angeblich soll der in die Jahre gekommene US-Politbarde aus der Woodstock-Ära bereits mit mehreren Unternehmen darüber im Gespräch sein, hieß es in der entsprechenden Meldung. Allein schon bei dem Gedanken, Bob Dylan würde mir auch nur ansatzweise und wahrscheinlich völlig unverständlich den Weg zum Ziel nuscheln, bemächtigte sich ein Schaudern meiner selbst. Akustisch wäre das dann wohl so eine Mischung aus Pumuckl und Rolando Villazon. Ohne das zweifellos atemberaubende Timbre des Mexikaners damit auch nur im Geringsten anzweifeln zu wollen.

Aber Bob Dylan als Navi-Punkrocker, der mir den Weg weist? Iggitigitt! Zugegeben, ich bin in Sachen musikalischen mainstreams nicht gerade zum Vorzeigen geeignet. Die Geschmäcker sind Gott sei Dank verschieden. Und aus dem Repertoire des Altmeisters, der seit Jahrzehnten in einem schwarzen Bus mit ebenso schwarz verbrämten Scheiben unterwegs ist, ließen sich vielleicht einige Titel durchaus in die Nähe zum Automobil rücken. Wie wäre es beispielsweise mit „on the road again“ oder dem weniger bekannten „Highway 61 revisited?“

Vielleicht clickt sich der Meister aber auch via CD in meinen Fahrstil ein, wenn es mal wieder allzu holprig wird. Etwa mit einem viel sagenden: „Like a rolling stone.“ Und, wenn er es gar nicht mehr mit mir an Bord aushält, wäre vielleicht „I shall be released“ angesagt. Egal, wie und was auch immer. Eines möchte ich von Dylan als Navigator meiner mobilen Alpträume nie hören: „Knocking on heavens door …“

Dylan wäre übrigens nicht der erste Promi, der mit derlei Ansinnen ein bisschen Kohle machen würde. Auch „Monty Python“-Darsteller John Cleese, der mittlerweile verstorbene „Easy Rider“-Star Dennis Hopper und auch Schauspiel-Beau Burt Reynolds liehen ihre Stimme schon diversen GPS-Systemen. Auch in diesen Fällen ist offensichtlich nichts unmöglich!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, egal von wem Sie sich auch zum Ziel führen lassen, ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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