Schick in Schale empfand der Chronist als ersten Eindruck den neuen Citroën DS3, d, der Mitte Oktober 2010 vorgestellt wurde und sich gleich im ersten Quartal 2011 unter 39 Konkurrenten auf Rang 9 empor arbeitete. Respekt! Gegen diese Flut an Mitbewerbern, zu denen immerhin in der sogenannten Golf-Klasse der Urahn höchstpersönlich, zudem Opel Astra, Ford Focus, Peugeot 308, Alfa Romeo Giulietta, Toyota Auris und andere namhafte Exponate zählen.
Dass Citroën nach dem DS 3 als geadeltem C3 nun auch den DS 4 auflegt, war erwartet und angekündigt worden.
Was zeichnet diese junge Sondermodell-Familie nun gegenüber dem Basisfahrzeug C4 aus? Natürlich die Ausstattungen. Da gibt es so viele, dass man sich nur in aller Ruhe mit den detaillierten Unterlagen zu Hause informieren kann. Der Rahmen in unserem Bericht würde gewaltig gesprengt. So geben wir jenen Dingen das Wort, die uns im besonderen Maße auffielen. Gewissermaßen als volksnahe Einstiegsversion nahmen wir uns den DS 4 mit der kleinen Dieselmotorisierung vor: insgesamt bieten die Franzosen 3 Benziner ( 120, 156 und 200 PS) an sowie 2 Diesel-Trieblinge ( 112 und 163 PS). Aus früheren Erfahrungen und Tests nahmen wir mit: alle Motoren haben genügend Power, um auch mal sportlich bewegt zu werden, dennoch gelten sie als Kostverächter und im Sinne der Abgaswerte als zeitgemäß und Gesetzes-konform. Dass der DS 4 nun ein insgesamt sportiver abgestimmtes Fahrwerk aufweist, ist den Marketing-Leuten im Hause zu danken, die besonders die Altersklasse der 26-45 Jährigen ins Auge gefasst hat, also jene Klientel, die auch als die Besserverdienenden bekannt wurden: junge Paare oder auch Singles ohne Kinder, Livestyle-orientiert. Und pendelnd zwischen Beruf, Fitnessstudio und Jogging-Parcours. Aha! Die Benzinmotoren stammen von BMW, die Leichtölbrenner sind eine Gemeinschaftsentwicklung von Citroën und Peugeot. Das wäre also schon mal geklärt. Innendrin geht’s recht nobel im DS 4 zu und das Leder-Paket, das serienmäßig nur im stärksten Diesel und Benziner angeboten wird, gilt in der künftigen Zulassungsstatistik (seitens Citroën) als vorgegebener Favorit.
Sicherheitsmäßig ist alles auf neuestem Stand. Die Verarbeitung gut und solide. Das Fahrwerk straffer als beim C4, das ist so gewollt. Aber die Fahrversuchs-Ingenieure haben einen optimalen Kompromiss ausgetüftelt: sportlich ja, komfortabel auch. Und dann wird der DS 4 mit 18-Zoll-Leichtmetallfelgen ausgeliefert, auf denen 40er-Querschnitt-Gummis von Michelin aufgelegt wurden. Das Ergebnis sorgte nicht nur für unbändige Freude, da diese Felgen-/Reifenkombination das in der Basis so vernünftig konzipierte Fahrwerk konterkarierte: jede Nahtstelle im Asphalt, jeder überfahrene Kanaldeckel, jeder Übergang von einem Straßenbelag zum anderen rumpelte zu den Insassen durch. Die Gummimasse an den Flanken, die ja schließlich auch Federungseigenschaften haben sollte, war einfach zu gering. Wir würden uns jedenfalls eher für das 16- oder auch 17-Zoll-Fahrwerk entscheiden, da der Komfort eindeutig besser ausfällt. Aber Citroën ist ja schlau und bietet Größenalternativen an. Alte Regel: je mehr Gummi in der Höhe, umso komfortabler lässt es sich reisen.
Schicke Details lassen leichtes Zungenschnalzen vernehmen: Golfball-Schaltstock in Leder, Pedalerie in gelochtem Alu mit Sicherheitsnoppen gegen Abrutschen, griffiges, wohlgeformtes Lederlenkrad und beste Verstellmöglichkeiten der Frontsitze. Das Einsteigen vorne birgt, trotz ungewöhnlich hohen Seitenschwellers, keine Probleme. Beim Aussteigen eher. Hinten wird's da schon enger. Die Tür öffnet weniger weit und die Oberkante der Dachlinie wird etwas zu früh nach hinten abfallend gezogen. Ja, ich weiß schon: die Designer präferierten eine coupéhafte Linie in Richtung Crossover. Aber die sind wohl nie hinten eingestiegen. Man muss sich regelrecht hinein schrauben in die achteren Sitzmöbel. Aber andererseits sollen ja wohl auch nur 2 Personen dauerhaft den DS4 bewohnen. Na, gut. Erschwerend kommt hinzu, dass der Chronist überhaupt nicht der angepeilten Basisklientel entspricht, alters-, größen- und gewichtmäßig. Sitzt man einmal vorne im exzellent ausgeformten Fauteuil, will man nicht mehr raus bis der Tank leer ist. Selbst der kleine Diesel fordert zum sportiven Kurvenräubern auf, er liegt wie das sprichwörtliche Brett. Und das manuelle 6-Gang-Getriebe ist was ganz Feines. Kurze Wege, sauber geführt und mit Drehzahlübergängen, die jeder Motorvariante bestens stehen. In jeder Situation sind Drehmoment und Leistung up to date.
Gesamteindruck: ein schickes Schmuckstück in zahlreichen Varianten mit besten Zutaten angerichtet. Einstieg bei 20.400.- Euro, die stärkeren und mit Leder ausgeschlagenen Versionen ab 28.400.- Euro, da ist dann so ziemlich alles dran und drin, was der jungen, dynamischen Generation in gehobener beruflicher Stellung gut zu Gesichte steht. Den Titel als Schönstes Auto des Jahres hat der DS 4 schon, weitere werden folgen. Das Zeug dazu hat er.
Text und Fotos: Frank Nüssel/CineMot