Test-Tour: Volkswagen Jetta 1,6 TDI

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Das Zeug zu einer Stil-Ikone hatte er eigentlich nie. Doch als Volkswagen beschloss, die Lücke zwischen Golf und Passat mit einem Fahrzeug zu besetzen, das den selbst gestellten Normen und Ansprüchen des Konzerns genügen sollte, da brachen auch für den Jetta neue, oder um mit Charlie Chaplins filmischem Meisterwerk zu sprechen, „Moderne Zeiten“, an. In den USA ist das Mittelding an der Schwelle von Kompakt- und Mittelklasse bereits der meist gefahrenste Importwagen aus Deutschland. Es sollte eigentlich, so unsere Eindrücke nach einem Test mit dem Jetta 1,6 Liter TDI (105 PS) in der Ausstattungsvariante „Highline“, keinen Grund geben, warum das Auto auch bei uns nicht endlich aus seinem stillen Lückenbüßer-Dasein heraus kommen sollte.

Gegenüber der kärglichen und verschämten Zeit der frühen Jetta-Jahre, als das Fahrzeug eigentlich nur so eine Art Golf mit Blech-Rucksack war, hat sich an der Optik des „Durchschnitts-Wolfsburgers“ viel getan. Das Fahrzeug ist nicht nur größer dimensioniert, es ist auch schlanker, sportlicher und einen Schuss autonomer geworden. Fazit: Das Auto, das da vor uns steht, bringt ein Stück Unverwechselbarkeit mit. VW-Chefdesigner Walter de Silva, der nicht nur für die Wolfsburger, sondern auch schon für Alfa Romeo so viele schöne und auftritts starke Autos konzipiert hat, lässt mal wieder erkennen, dass der Grandseigneur der Blechkleid-Schneiderei eben doch mehr ist als nur ein rechter „Aufschneider“.

Mit einer Länge von 4,64 Meter positioniert der Jetta sich zwischen den Modellreihen Golf und Passat. Der auf 2,65 Meter angewachsene Radstand verschafft den Passagieren im Innenraum mehr Platz. Vor allem die Beinfreiheit im Fond ist gewachsen. Im Interieur finden sich nicht nur Wahl-Verwandtschaften zum Armaturenträger des Golf wieder. Auch die Haptik, das wohl ausgesuchte und angenehm an zu fassende Material, lässt erkennen, dass beim neuen Jetta die Premium-Qualität des Hauses Volkswagen Maßvorgabe war.

Unser 1,6 Liter großer Diesel ist – wird das Aggregat per Knopfdruck in der Mittelkonsole gestartet – zwar nicht einer der leisesten Gesellen. Er entpuppt sich jedoch als eben so sparsamer wie kraftvoller Geselle. Bei disziplinierter Fahrweise „kratzen“ wir gerade so die Marke von fünf Litern Dieselkraftstoff auf 100 Kilometern, ohne dabei auf schwungvolles Vorwärtskommen und problemlose Überholvorgänge auf der Landstraße verzichten müssen. In Verbindung mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG), das die Kraft auf die Straße überträgt, offenbaren sich regelrecht Welten zum Vorgänger. Die Schaltvorgänge des DSG-Getriebes gehen so schnell und sanft über die Bühne, dass sie kaum wahrgenommen werden.

Insgesamt stehen drei Ausstattungslinien (Trendline, Comfortline, Highline) zur Verfügung. Bereits zur Basisausstattung Trendline gehören sechs Airbags, ABS, ESP, Klimaanlage, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, elektrische Fensterheber hinten und vorn sowie ein Radio mit MP3-Wiedergabefunktion. Die „Highline“-Variante umfasst dann noch zusätzliche technische Details wie Navigation, Diebstahlwarnanlage, Lederausstattung, Multimedia-Buchse und ein – nicht einmal mit Instrumenten überladenes – Multifunktions-Lenkrad. Zur zusätzlichen Sicherheit der Passagiere tragen auch noch Seitenairbags und Gurtstraffer hinten bei.

Der Preis unseres Testfahrzeugs „Jetta Highline 1,6 TDI mit Doppelkupplungsgetriebe“ beträgt 28.050 Euro. Es ist allerdings kein Problem, durch etliche Komfortdetails noch einmal gute 15 Prozent dieses Preises „drauf zu packen.“

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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