Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Wenn Sie erwarten, dass es heute an dieser Stelle zum zweiten Mal in Folge um das leidige Thema „E 10 Biosprit“ geht, das uns in der zurückliegenden Woche alle verfolgt hat, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Oder aber Sie atmen sogar auf, weil Sie sagen: „Allmählich kann ich es nicht mehr hören.“ Aber erstens hatten wir bereits am vergangenen Samstag nach der Mitteilung, die Einführung von „E 10“ werde vorerst gestoppt, diese Geschichte hier unter die Lupe genommen. Und zweitens dreht das Rad sich weiter. Es gibt neue Nachrichten, neue Ansätze, neue Gedankengänge rund um das Gesamtthema Mobilität.

Dabei ist mir nach einer Fernseh-Nachrichtensendung spät abends in dieser Woche das Thema „Autofasten“ – der Jahreszeit entsprechend – wieder mal ins Gedächtnis gerufen worden. Viele von uns haben sich ja, ähnlich wie zum Jahresbeginn, für die nächsten Wochen bis zum Osterfest vorgenommen, auf bestimmte Dinge des Alltags, die uns diesen angenehmer machen oder im wahrsten Sinne des Wortes versüßen, verzichten zu wollen. Seit Jahren gibt es auch eine Initiative, die sich „Autofasten“ nennt.

Nun erscheint es ja eigentlich paradox, wenn sich unsereins als Prediger solchen Tuns hervortun möchte. Aber da Neugierde nun einmal zur angestammten Charaktereigenschaft unseres Berufsstandes gehört, bin ich einmal auf die Internet-Seite www.autofasten.de gegangen. Die Thesen, die dort vertreten sind, entbehren nicht eines ziemlichen Bekanntheitsgrades. „Autofasten“ ist eine Idee, ein Zusammenschluss und folglich auch ein Web-Auftritt mehrerer Bistümer der katholischen Kirche in Zusammenarbeit mit Verkehrs- und Umweltverbänden.

Den Zielen, die dort propagiert werden, kann man sich auch als Freund und Befürworter des Automobils nicht widersetzen. Es geht – wie nicht anders zu erwarten – um Umweltschutz, um ökologische Aspekte, um Klimaschutz. Aber das ist nichts Neues, nichts sonderlich Aufregendes. Wer sich noch uneins ist, ob er sich an dem sechswöchigen Automobil-Entzug beteiligen will, dem wird noch ein „Zuckerl“ in Form eines möglichen Gewinnes von zwei Fahrrädern gereicht. Ein wenig anmaßend und sarkastisch könnte man sagen: Wem die persönliche Gewinnmaximierung in Form eines Preisrätsel-Gewinns über persönliche ökologische Vorbild-Funktion geht, der ist auf dieser Seite ebenfalls ganz gut aufgehoben.

Das alljährliche Autofasten wird sicherlich nichts an den bestehenden klimatischen Voraussetzungen und Warnsignalen ändern. Aber das wollen die Initiatoren auch nicht. Es geht, liebe Leserinnen und Leser, einfach darum, dass man sich wieder einmal etwas Genügsamkeit auferlegt. Und das, so finde ich, sollte nicht nur in der Zeit zwischen Aschermittwoch und dem Osterfest der Fall sein. Einsicht und Genügsamkeit bedeutet in diesem Falle auch die Rückbesinnung auf Werte und alltägliche Umstände, die man längst als Gewohnheitsrecht für sich und Andere empfunden hat.

Auch wenn ich selbst mich seit fast vier Jahrzehnten aus beruflichem und persönlichem Interesse mit der Entwicklung des Automobils und all seinen (Schatten?)-Seiten befasse, so „quäle“ ich doch auch regelmäßig meinen „Drahtesel“, oder lege Strecken zu Fuß zurück, auf denen es des Autos nicht bedarf. Das hat nichts damit zu tun, dass ich das Automobil, und damit den Fortschritt, verteufeln oder anprangern will. Nein, das macht mir auch Spaß, und vielleicht geht es Ihnen ja ähnlich oder Sie versuchen es einmal. Es ist wie immer im Leben, ob beim Auto fahren oder beim Essen. Es kommt auf die Ausgewogenheit an. Die Mischung macht’s.

Ich hoffe, Sie finden die für sich persönlich richtige Mixtur heraus und wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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