CD-Tipp der Woche

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Ina Müller: Das wär dein Lied gewesen. (105music)

Es gibt Menschen, die alle klassischen Erfolgsregeln gegen den Strich bürsten und damit Erfolg haben. Ina Müller gehört dazu. Weiblich. Ledig. 40 hieß ihr Debütalbum, und mit dieser Kombination ist man normalerweise bei Online-Datings ähnlich schwierig an den Mann oder die Frau zu bringen wie als Debütant im Showbusiness. Und wer noch glaubte, diese trockene Norddeutsche sei halt einfach mal was anderes als das Übliche, bleibe aber ein typisches One-Hit-Wonder, sah sich durch den Erfolg des zweiten Albums Liebe macht taub gründlich getäuscht. Und spätestens jetzt, beim dritten Album, muss allen Skeptikern klar sein: Mit Ina Müller, inzwischen fast 46, wird man weiter rechnen dürfen. Den Fans ist es ohnehin klar.

Sie hat einen ganz normalen Beruf erlernt, sich als Kabarettistin verdingt, sie ist es gewöhnt, sich für ihr Publikum anzustrengen, ohne dass das angestrengt daherkommt. Deswegen rennt sie auch den hohen Verkaufszahlen nicht hinterher – das mag ihre Ausstrahlung erklären. Sie steht zu ihren Macken, pflegt ihre Ecken und Kanten und traut sich sogar, ihre Fangemeinde mit einer völlig neuen Frisur zu erschrecken und haartechnisch in zwei Lager zu spalten.

Was ihre Lieder angeht, kann da von Spaltung keine Rede sein: Immer noch ist es Frank Ramond, der Inas Gedanken in Liedtexte fasst, und diese Verbindung wird von CD zu CD besser. Mit trockenem norddeutschem Humor spießt sie die Widerhaken des Alltags auf, und sogar sehr schmerzliche Themen wie das Verarbeiten einer gescheiterten Beziehung geraten auch musikalisch nicht zu einem Weltschmerz-Klage-Brei, auf dass man am liebsten alles hinwerfe, sondern lassen in der Wehmut den Streif am Horizont erkennen. Keine Frage, wer sinnige Texte und einprägsame Melodien mag, kommt an dieser CD nicht vorbei.

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