Buchtipp der Woche

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Bob Woodward: Obamas Kriege. Deutsche Verlagsanstalt; 24,99 Euro.

Der Mann ist nicht zu beneiden: Gerade sind seine Umfragewerte so hoch wie zuletzt vor vielen Monaten, zuvor war Barack Obama freilich regelrechten Treibjagden ausgesetzt. Für die einen ist seine Gesundheitsreform ein sozialistisches Teufelswerk, den anderen ist sie noch viel zu behutsam. Und wenn den politischen Gegnern des US-Präsidenten so gar nichts mehr einfällt, werfen sie ihm Geldverschwendung und Schuldentreiberei vor.

Vor diesem Hintergrund sollte man Bob Woodwards Buch lesen, auch wenn es sich zunächst auf die Rolle der USA in Afghanistan zu beschränken scheint. Tatsächlich aber ist ja von Kriegen im Plural die Rede – und wohl nicht ohne Grund entsteht der Eindruck, Barack Obama führe beständig einen: Gegen Berater, die ihre persönlichen Befindlichkeiten wichtiger zu nehmen scheinen als das Tagesgeschäft zum Beispiel.

Bob Woodwards Buch ist nicht so spektakulär, wie es im Vorfeld angekündigt wurde. Es zeichnet das Bild eines Präsidenten, der mit bemerkenswert kühlem Kopf all diesen Widerständen zu begegnen scheint. Die sensationellen Enthüllungen sucht man vergebens, denn dass im politischen Geschäft mit harten Bandagen gekämpft wird, ist als Erkenntnis längst keine mehr.

Es ist sicher interessant, dem mächtigsten Mann der Welt auf diese Weise in seiner politischen Arbeit ganz nah zu kommen (Also nicht mit einer jener homestorys, bei denen es darum geht, welches Kleid Gattin Michelle trägt oder ob ihr Mann inzwischen dauerhaft dem Rauchen abgeschworen hat). Das entscheidend Neue ist aber, dass man einem mächtigen Politiker heute überhaupt medial so nahe kommen kann und darf. Zum Vergleich: 1977 hatte die Bundesregierung die Befreiung der Geiseln in Mogadischu veranlasst. Das Risiko dieser Strategie gegen den RAF-Terrorismus hatte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt auf sich genommen. Erst später wurde bekannt, dass er für den Fall eines Scheiterns seinen Rücktritt vorbereitet hatte. Erst später wurden auch sämtliche Nerven-Zerreißproben dieser Aktion bekannt. Heute liest, sieht und hört man solche Zerreißproben – fast – in Echtzeit und live.

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