Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Lassen Sie mich meine Wochen-Kolumne dieses Mal mit einem Ereignis beginnen, das – zumindest auf den ersten Blick – keine Beziehung zum Thema Mobilität im weitesten Sinne hat. Es geht um den Besuch des chinesischen Staatschefs Hu Jintao bei US-Präsident Barack Obama. In jeder Nachrichtensendung der vergangenen Woche war davon die Rede. Von der gegenseitigen Wertschätzung, derer man sich versichere. Von der Bedeutung und Größe des Landes, das ein jeder repräsentiere. Und ganz so „nebenbei“ werden dann auch noch ein paar Probleme der Außenhandelsbeziehungen und der Menschenrechte angesprochen. Die hohe Kunst der Diplomatie nennt man so etwas.

Dieses Können auf höchster Ebene, die richtigen Worte im richtigen Moment zu wählen, müssen aber nicht nur die Staatsoberhäupter, sondern die führenden Manager der Auto-Industrie beherrschen, um sich ihre Marktpositionen zu sichern, oder sie gar auszubauen. Und dass dies offensichtlich gelingt, wurde wieder an einer Meldung ersichtlich, die Mitte der Woche über den Ticker lief.

Volkswagen, so wird das „Handelsblatt“ zitiert, plane in China den Bau und die Fabrikation einer eigenen Marke. Sie soll sich auf besonders günstige Kleinwagen spezialisieren, die deutlich unter 8.000 Euro zu haben sein sollen. Es gebe bereits Verhandlungen mit Joint-Venture-Partnern, sagte Karl-Thomas Neumann, der VW-Chef in China, dem Blatt. Der Aufsichtsrat müsse den Plänen allerdings noch zustimmen. China, das zeigt diese Meldung, ist nicht nur der Markt der Zukunft für die großen Hersteller. Das ehemalige „Reich der Mitte“ ist bereits zum Markt der Gegenwart expandiert.

Eine weitere interessante Meldung kam diese Woche zum Thema Kraftstoffpreise. Da fordert der „Autoclub Europa“ (ACE), die Mineralölkonzerne sollten angesichts der explodierenden Preise an den Zapfsäulen ihre Preiskalkulationen offen legen, um den Verdacht der Manipulation und der anhaltenden Preisabsprachen aus der Welt zu schaffen. Der Spritpreis ist seit jeher ein Aufreg-Thema bei uns Endverbrauchern. Und in diesen Tagen, in den wir mehr als 1,50 Euro für einen Liter Benzin bezahlen sollen, ist er es umso mehr.

Es geht wohl auch um die preisliche Einstufung des neuen Kraftstoffes „E 10“, mit dem erhöhten Anteil an Bio-Ethanol, der uns jetzt bevorsteht. Da wollen die Konzerne wohl noch ein wenig Luft haben, mit ihren finanziellen Forderungen etwas nach unten zu gehen, falls die Nachfrage nach „E 10“ nicht so verläuft, wie man sich das in der Industrie vorstellt. Dass es aber wirklich zu einer Offenlegung der Kalkulations-Strategie kommt, ist mehr als unwahrscheinlich.

Das Kartellgesetzt hat uns bei dieser Diskussion in den vergangenen Jahren immer begleitet und daran wird sich auch in der Zukunft nichts ändern. Gegenüber dem Jahresende 2009 sind wir inzwischen bei einer Preissteigerung von mehr als 12 Prozent angekommen. Abstimmen können wir Autofahrer/innen nur mit unserem eigenen Konsumverhalten. Das heißt, auf das Auto bei kleineren Fahrten zu verzichten, Besorgungen auch einmal zu Fuß machen und sich ansonsten in der persönlichen Umgebung genau nach den preiswertesten Tankstellen umsehen. Ein kleiner Tipp noch am Rande: Wer nicht allzu oft tanken muss, der sollte dies vorzugsweise am Wochenanfang tun. Erfahrungsgemäß klettern die Spritpreise zum Wochenende hin immer wieder etwas an.

Ungeachtet der steigenden Spritpreise wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende. Vielleicht versuchen Sie es alternativ ja einmal mit dem Schlitten oder den Skiern. Es soll ja wieder kälter werden und schneien.

Ihr Jürgen C. Braun

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