Rallye Dakar 2011: Probleme mit Technik und Orientierung

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Der 10. Tag der Großveranstaltung war von überraschenden Kuriositäten gezeichnet. Die Zweiradartisten starteten wie immer zuerst und zogen tiefe Furchen in den Sand. Als die Meute der VW's, BMW's, Mitsubishis, Nissans und Buggies loslegte, waren klare Linien vorgegeben. Mit einem dezenten Mangel: Sie waren falsch. So kam es, dass nahezu alle Spitzenteams sich gnadenlos zwischen Dünen und Felsbastionen verfuhren und nur mit Problemen wieder aus dem Labyrinth herausfanden. Das traf zur Gaudi der Zuschauer vor allem die Kombattanten Sainz und Al-Attiyah. So konnte sich bei der Zielankunft de Villiers auf dem 3. Touareg als Tagesbester freuen. Einer deftigen Überraschung nahe kam das X-Raid-Privatteam von Holowczic, das auf der 2. Tagesposition hereinstaubte: Bestes bisheriges Ergebnis der polnischen-belgischen Privatiers und zugleich den ganz Großen der Szene eine Nase gedreht. Kurz danach kamen die Teamkollegen Peterhansel/Cottret ins Ziel und damit wieder näher dran ans Gesamtklassement.

Mein Kollege Emporio Mendoza berichtet mir live aus Chilecito: Der arme Peterhansel kann machen, was er will: So schnell und doch schonend fahren, aber immer lassen ihn die Reifen im Stich oder er steckt in einer gigantischen Staubwolke hinter einem Mitbewerber fest. Wie lange das noch gut geht, dass sich vorne Sainz und Al-Attiyah bis aufs Messer bekämpfen, bleibt abzuwarten. Da fliegen echt die Fetzen und die Grenzen der technischen Belastbarkeit werden eigentlich ununterbrochen überschritten. Wer der Profiteur dieses Machtkampfs sein wird, werden wir in 2-3 Tagen sehen. Vielleicht taucht ja auch eine Fee aus dem Sand auf und regelt eine neue Reihenfolge. Die Teamkollegen aus Portugal Dos Santos/Fiuza schnappten sich der Reihe nach den VW-Piloten Miller, dann den schnellen Lancer-Treiber Spinelli sowie den flinken Nissan-Piloten Laveille und tobten auf Rang 5 ein. Alfie Cox auf dem Nissan Dessoude stand kurz vor dem Ziel ratlos mit überhitztem Motor und sagte mir: Jetzt haben wir schon Hektoliter an Wasser ständig nachgegossen, ich fürchte, die Kopfdichtung hat sich verabschiedet. So begann nun die 11. Etappe wieder ganz in Argentinien, Kurs Ost-Süd-Ost ist angesagt. Sainz wollte vor Al-Attiyah flüchten, übertrieb das Ganze und blieb an einem Wackermann hängen, der seinem Touareg das rechte Vorderrad mit Aufhängung abscherte. Bis Teamkollege Miller als Adjutant ankam und sie zu Viert reparierten, war eine Stunde um und Sainz hatte das Vertrauen auf die Reparatur offensichtlich verloren, das konnte man am Fahrtempo sehen. Sein Hauptgegner, der Quatari, erweiterte prompt seinen Vorsprung im Gesamtklassement, Peterhansel düste auf Platz 2 der Tageswertung ein und liegt nur noch 4 Minuten hinter dem 3. Platz. Halali! Zwei volle Tage stehen noch an und die Chance, einen erneuten Mehrfachsieg der Wolfsburger zu verhindern, liegt zum Greifen nahe.Soweit die herzergreifende Reportage von Emporio, die ich ungekürzt weitergeben möchte. Er ist halt Fachmann durch und durch und hat einfach die große Ahnung von's Janze.

Text: Frank Nüssel/E. Mendoza
Bilder: Neil Perkins

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