Audi hat in diesem Jahr wahrhaftig einen Grund zum Feiern, nämlich das 100-jährige Firmenjubiläum. Das haben die Ingolstädter auch nach Kräften getan und dabei eine wahre Modellflut über den geneigten Auto-Interessenten ergehen lassen. Der eigentliche Höhepunkt aber folgt erst im nächsten Frühjahr. Dann nämlich, wenn das neue Flaggschiff der Marke mit den vier Ringen, die Oberklassen-Limousine A8, auf den Markt gebracht wird.
Eine geballte Macht technischer Innovationen, vor allen Dingen auf dem Gebiet neuer Asisstenzsysteme, soll die Nobel-Tochter der großen Mutter aus Wolfsburg zum Gipfelsturm der Exklusivität rüsten. Denn nach der ersten A8-Generation, die noch als Exot belächelt wurde, dem zweiten, schon etwas konkurrenzfähigeren Auftritt, soll es nun den Mitbewerbern in München und Stuttgart an den Kragen gehen. Aufgepasst, ihr Konstrukteure von 7er und S-Klasse. Der Audi A8 kommt. Zieht Euch warm an! lautet die Botschaft.
Dass die Herren der Ringe mächtig stolz sind auf ihren neuen Super-Audi geht aus jeder Bemerkung hervor, mit der der Neue derzeit beschrieben und hofiert wird. Als alles was Audi kann und ausmacht, bezeichnet Finanz-Vorstand Axel Strotbeck die dritte Generation der Oberklassen-Limousine auf einem Technik-Symposium in Neckarsulm, der Fertigungsstätte des neuen Top-Modells aus dem Hause Audi. Dass die Entscheidungsträger an der Spitze der Audi AG beim Absatz vornehmlich auf neue, teilweise noch zu erschließende Märkte zielen, gibt der Finanz-Vorstand gerne zu: Neben unserem Heimatmarkt Deutschland und den USA tendieren wir mit dem neuen A8 vor allem in Richtung China, Russland, Südkorea und in die arabische Region.
Der Athlet in Nadelstreifen verfügt über technische Innovationen, die die deutsche Konkurrenz zum Teil zwar auch einsetzt, geht aber in vielen Bereichen in deren Weiterentwicklung noch darüber hinaus. Dazu gehören etwa Kameras und Sensoren, die Verkehrsschilder und in der Dunkelheit auch Fußgänger erkennen oder die vor einem drohenden Crash eine Notbremsung einleiten können. Zum ersten Mal nutzen die Ingenieure auch die Ortskenntnis des Navigationssystems und stellen mit den elektronischen Kartendaten die adaptiven Scheinwerfer ein, bevor der Fahrer etwa eine Autobahnauffahrt oder eine Kreuzung erreicht hat.
Doch Audi folgt trotz leistungsstarker Triebwerke mit bis zu acht Zylindern bei seinem neuen Vorzeigemodell durchaus den Geboten der Sauberkeit und Sparsamkeit. So senken Effizienzbausteine wie eine Bremsenergierückgewinnung und eine neue Achtstufenautomatik den Verbrauch um bis zu 22 Prozent auf das niedrigste Niveau in diesem Segment. Und dies, obwohl die Antriebskraft der Aggregate zum Teil deutlich gestiegen ist.
Zur Markteinführung im März 2010 werden zwei V8-Motoren bereitstehen. Der 4,2 FSI für 89.300 Euro stemmt 372 PS auf die Kurbelwelle. Er weist 9,5 Liter Mixverbrauch aus und hat einen CO2-Ausstoß von 219 g/km. Der ebenfalls 4,2 Liter große TDI (90.800 Euro) hat 350 PS bei 7,6 Liter und 199 g/km. Vorläufiges Einstiegsmodell und einziger Fronttriebler unter den Allradlern wird für 72.200 Euro ein drei Liter großer V6-TDI mit 250 PS sein, der mit serienmäßigem Start-Stopp-System nur 6,6 Liter verbrauchen soll. In Vorbereitung ist ein Zwölfzylinder-Modell, dem Thema Hybrid wollen sich die Bayern in etwa einem Jahr stellen.
Fazit: Der neue Audi A8 hat in einem Maße wie keiner seiner beiden Vorgänger das Zeug zur Chef- und Chauffeur-Limousine und ist auf Augenhöhe mit BMW 7er und Mercedes-Benz S-Klasse. Auf Augenhöhe heißt aber auch, dass es für einen Überholvorgang, bei dem der Neue den Mitbewerbern die geschwungenen Leuchteinheiten seiner Rücklichter zeigen kann, noch zu früh ist. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun