Claus Christian Malzahn: Über Mauern. Warum das Leben im Schatten des Schutzwalls eine sonnige Sache war. wjs Verlag (Wolf Jobst Siedler jr.); 14,90 Euro.
Eine Mauer teilt eine Stadt, und diejenigen, die sie errichtet haben, nennen sie selbstbewusst und selbstverständlich einen antifaschistischen Schutzwall. Das Leben in dessen Schatten ist eine sonnige Sache – je nachdem, von welcher Seite man draufschaut.
Claus Christian Malzahn, Politik-Redakteur bei SPIEGEL ONLINE, ist spezialisiert auf pointierte Kommentare zum Zeitgeschehen. In diesem Essay vergleicht er die heutige deutsche Hauptstadt mit dem Berlin aus der Zeit vor 1989, das noch zweigeteilt war. Der Vergleich beruht auf eigenen Erinnerungen – Malzahn kam 1987 als 24-Jähriger nach Berlin. Und der Vergleich fällt drastisch aus. Mit der Mauer, so sagt Malzahn heute, konnte man in West-Berlin nur gut leben, wenn man über eine ausgeklügelte Taktik der Verdrängung verfügte.
Dass ein 46-Jähriger eine Betrachtung vorlegt, die aus einer völlig anderen Zeit zu stammen scheint, ist ungewöhnlich. Genau so werden es aber junge Leser empfinden, die das geteilte Deutschland gar nicht mehr selbst erlebt haben und die frühere Existenz zweier deutscher Staaten nur noch aus dem Geschichtsunterricht und allenfalls aus Erzählungen Älterer kennen. So ist sein Buch Über Mauern genau das, was der Titel – wenngleich indirekt – verspricht: Ein Beleg dafür, dass in 20 Jahren sehr viel an (positiver) Veränderung möglich ist. So kommt das Buch auch gerade richtig zum 20. Jahrestag des Mauerfalls (bereits bestellbar, lieferbar ab Mitte Oktober 2009).