Unimog: Zwei „Oldies“ mit zusammen 100 Jahren

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Vor 20 Jahren kaufte das Bauunternehmen Hans Kammerdiener GmbH & Co. KG in Gersfeld in der Rhön, einem kleinen Städtchen nahe deren höchstem Berg, der Wasserkuppe, den U 2010 aus dritter Hand für den Baustelleneinsatz. Der Vorbesitzer nutzte den Oldie zum Holztransport und als Jagdfahrzeug. Christof Kammerdiener, Chef der 130 Mitarbeiter zählenden Baufirma, hat ein Faible für Oldtimer und musste bis heute nur in neue Reifen und notwendigste Lackausbesserungen investieren. Der U 2010 wird bei Kammerdiener heute ausschließlich mit Vorbaukehrbesen von Schmidt eingesetzt, um die Baustraßen zu reinigen. Dies dürfte der älteste Unimog sein, der noch gewerblich eingesetzt wird.

Rückblick 1: Der Veteran hat wahrscheinlich noch im Jahr 1952, also knapp eineinhalb Jahre nach der Aufnahme der Unimog-Produktion durch Mercedes-Benz, die Gaggenauer Werkshallen verlassen und wurde am 7. Januar 1953 vom ersten Besitzer, einem Forellenzuchtbetrieb in Altenfeld/Rhön, zugelassen. Als Motor diente der 1,7-Liter-Mercedes-Benz-Vierzylinder Diesel aus dem Pkw-Motorenprogramm. Dieser Motor stand dem U 2010 nur in gedrosselter Form mit 25 PS zur Verfügung. Durch die Begrenzung der Leistung um etwa 50 Prozent wurde die Lebensdauer des Triebwerks wesentlich erhöht. Und dies wirkt sich bis heute aus: Mit dem immer noch ersten Motor, der damals für 50 km/h zugelassen war, leistet der 56 Jahre alte Unimog (als Arbeitsgerät zugelassen, Höchstgeschwindigkeit 6 km/h) immerhin noch etwa 200 bis 300 Betriebsstunden im Jahr.

Rückblick 2: Der Wunschtraum einer bequemen und den wachsenden Verkehrsanforderungen entsprechenden, gefahrlosen Alpenüberquerung vom Land Salzburg und Nordtirol nach Osttirol, Kärnten und Oberitalien, reifte schon vor gut 80 Jahren. Im Jahr 1961 wurde dann die Felbertauernstraße AG gegründet, welche die Planung und den Bau der heutigen 36 km langen Verkehrsverbindung von Mittersill (Land Salzburg) nach Matrei in Osttirol sowie die dafür notwendigen 30 km Nebenwege zum Unterhalt der bekannten und stark frequentierten Nord-Süd-Achse in den Alpen realisierte. Am 5. September 1963 wurde der Unimog U 30 Pullman aus der Baureihe 411 mit großem Westfalia-Pullmann-Fahrerhaus (Fahrgestell.-Nr. 411.120-024397) und 32-PS-Motor (OM 636) auf die Felbertauernstraße AG in Mittersill zugelassen. Der Oldtimer wurde von dem österreichischen Unimog-Fan Erwin Tuller aus St. Kathrein (Steiermark) mit Original-Ersatzteilen restauriert. Investiert hat Tuller 490 Arbeitsstunden, verteilt auf zwei Jahre und sieben Monate. Der nochmalige Auftritt an der Felbertauernstraße nach 46 Jahren war für den enthusiastischen Besitzer und die Mitarbeiter der Felbertauernstraße AG ein echtes Ereignis. Ansonsten beteiligt sich Erwin Tuller mit seinem U 30 von Zeit zu Zeit an Oldtimer-Fahrten.

Quelle: Daimler

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