Buchtipp der Woche

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Heinrich Hoffmann: Der Struwwelpeter. Lustige Geschichten und drollige Bilder.
F. K. Waechter: Der Anti-Struwwelpeter. Listige Geschichten und knallige Bilder.

Was es an Büchern für dreijährige Kinder gab, ödete ihn an. Also kaufte Heinrich Hoffmann seinem Sohn keines (wie eigentlich geplant), sondern schrieb ihm selbst eines. Heraus kam der Struwwelpeter, und aus einem ursprünglich nicht zur Veröffentlichung vorgesehenen Buch wurde der Klassiker unter den Erziehungs-Büchern schlechthin. Zum 200. Geburtstag seines Autors am 13. Juni 2009 hat der Diogenes Verlag lustige Geschichten und drollige Bilder neu aufgelegt.

Und schon über den Untertitel lässt sich vorzüglich streiten. Wie lustig ist es, einem Daumenlutscher die Daumen kurzerhand abschneiden zu lassen?

Tatsächlich aber hat Heinrich Hoffmann in diesem Buch oftmals Krankheiten beschrieben, die als solche genauer erst Jahrhunderte später diagnostiziert worden, etwa die Essensverweigerung des Suppenkaspers (Magersucht) oder das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADHS).

Unbedingte Aufmerksamkeit verdient aber auch der Anti-Struwwelpeter, zu dem das Original den Frankfurter Autor und Zeichner F(riedrich) K(arl) Waechter inspirierte. Dem war, als die antiautoritäre Erziehung als Modeerscheinung ihre Blütezeit hatte, die Vorlage von Heinrich Hoffmann doch als arg reaktionäres und auf Drill programmiertes Werk erschienen. Entsprechend sind es hier die Erwachsenen, die mit ihrem beeindruckend vorgetragenen Gehabe gnadenlos vorgeführt werden. Unter anderem verliert nicht etwa Konrad seine Daumen. Er darf getrost weiter nuckeln, denn der Schneider mit der großen Schere rutscht auf dem Weg zu Konrad auf Speckgrieben und Seife aus. Dumm gelaufen. Zum aktuellen Anlass ist neben dem Original auch der antiautoritäre Widerpart von 1970 in einer Neuausgabe erschienen.(beide Bücher: Diogenes Verlag; je 14,90 Euro)

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