Im Jahr 1970 gewann Hans-Joachim Strietzel Stuck das erste 24-Stunden-Rennen am Nürburgring, in einem BMW. Das war einer der Siege des 1951 in Garmisch geborenen bekennenden Bayern. Seither ist und war Stuck in den verschiedensten Rennsportklassen, vom Tourenwagen bis zur Formel 1, erfolgreich unterwegs. Die Frage nach dem Ende der Kariere stellt sich für Strietzel Stuck nicht, so lange es Spaß macht wird gefahren, so sein Credo. Auch am Wochenende wird er wieder aktiv ins Lenkrad greifen, in einem Audi R8 LMS beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Ihn lockt vor allem die Grüne Hölle, die Nordschleife des Eifelrennkurses. Der KÜS gab Hans-Joachim Stuck kurz vor dem Rennereignis des Jahres am Nürburgring ein Interview.
Hans, das wievielte 24-Stunden-Rennen fährst Du am Wochenende?
Stuck: Seit einigen Tagen weiß ich es genau, ich hab mal nachgerechnet, es ist das 62. Rennen.
Da ist natürlich nicht nur der Nürburgring dabei?
Nein, da ist Daytona Beach dabei, Le Mans, unzählige mal Spa und auch Dubai – so kommt man dann auf die 62 Rennen.
Was macht für Dich die Faszination der Nordschleife aus?
Es sind zum einen die Möglichkeiten die der Zuschauer dort hat, seine Zelte, sein Wohnmobil, sein Grillequipment, seine selbstgebastelten Tribünen ganz nahe an die Strecke zu bringen und sich da entfalten zu können. Das ist auf einer modernen Rennstrecke mit ihren nummerierten Plastiksitzen gar nicht mehr möglich. Die Zuschauer machen dort die Atmosphäre. Von der fahrerischen Seite her genießen wir die Atmosphäre. Wenn du nachts da fährst und riechst die Grillwürstel – das ist schon eine Herausforderung, so witzig das klingt. Die Nordschleife ist und bleibt für mich die schönste aber auch die schwierigste Rennstrecke der Welt. Im Zusammenhang mit diesen zweihundert Autos die da rum fahren hast du nie eine freie Runde, es ist eigentlich 24 Stunden lang mehr ein Anti Collision Derby als ein Autorennen. Du hast da verschiedene Geschwindigkeiten, wir fahren Rundenzeiten um die 8.30 Minuten und die kleinen Klassen um die 10 Minuten. Diese Geschwindigkeitsunterschiede, gepaart mit der Mischung aus Profis und Amateurpiloten, das macht's aus. Du musst dich da in diesem Verkehr als Profi beweisen um auch dort der Beste zu sein.
Du startest jetzt mit einem Auto das beim 24-Stunden-Rennen seine Premiere haben wird, dem Audi R8 LMS. Wie ist Dein erster Eindruck dieses Fahrzeuges?
Ich war bei der ersten Fahrt schon sehr beeindruckt. Es ist von dem Serien-R8 sehr viel erhalten geblieben, man hat mit möglichst geringem Aufwand versucht daraus ein Rennauto zu machen. Das Auto hat sehr viel Potential und lässt sich sehr gut fahren. Es ist kein Auto das tricky zu handhaben ist. Die Vorzüge sind klar, im R8 ist ein sehr starker V 10 Motor drin, ein so genanntes Paddle Shift System ermöglicht sehr schnelle Schaltvorgänge am Lenkrad, das macht das Fahren sehr angenehm. Die Aerodynamik ist ideal für den Nürburgring, du bist gut, schnell und sicher unterwegs.
Hans, ist der Audi R8 LMS ein Auto für eine vordere Position oder für den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen?
Also wir gehören ganz sicher zum Favoritenkreis. Wir haben einen guten Speed, bei den ersten Erprobungsfahrten haben wir das herausgefahren. Wir haben auch Topp-Fahrer am Start, mit Timo Scheider den amtierenden DTM-Champion, dazu die Emanuel Pirro und Frank Biela – ich glaube nicht, dass es irgendwo mehr geballte Langtsreckenkompetenz gibt. Aber ich muss auch deutlich sagen uns fehlt ein bischen Zeit. Wir konnten in der Zuverlässigkeit nicht das alles testen was wir von der Kilometerleistung her wollten. Wir können möglicherweise etwas Probleme kriegen mit dem Getriebe, da haben wir nicht genügend Laufzeiten drauf gefahren. Wir haben auch keinen 24-Stunden-Test fahren können aus Zeitgründen. Das sollte man eigentlich schon machen bevor man ins Rennen einsteigt. Auf der anderen Seite haben wir in den Erprobungsfahrten gesehen, dass wir so weit sind und wir probieren es. Vor allem auch aus dem Grund weil es der erste Auftritt des R8 ist und es soll ja ein Kundensport-Auto werden. Außerdem feiern wir dieses Jahr 100 Jahre Audi Vorsprung durch Technik und da ist der Aufschlag bei diesem Mega-Event 24-Stunden-Rennen sehr wichtig.
Wie hältst Du dich fit in diesen 24 Stunden, Tag und Nacht?
Da musst Du übers ganze Jahr etwas tun, da reicht es nicht wenn man drei Tage vorher mit dem Fitnessprogramm anfängt. Mein Fitnessstand ist ganz gut. Was wir natürlich während des Rennens machen, ist dass wir von Physiotherapeuten betreut werden und auch auf unsere Ernährung achten, das ist sehr wichtig. Gerade die hohen Kompressionen und die starken Bodenwellen am Nürburgring, wer das nicht gewohnt ist, hat ein Problem. Zum Frühstück Spiegeleier mit Speck – die kommen spätestens in der Fuchsröhre wieder hoch. Was für mich gut ist: Wenn ich aus dem Auto aussteige mache ich erst einmal Gymnastik, Stretching. Der Körper wird dann wieder locker von den ganzen Schlägen, dann gehe ich heiß duschen und lege mich hin. Wir haben knapp zwei Stunden Pause zwischen den einzelnen Turns. Da kann man auch mal ein Auge zu machen, richtig schlafen kann man nicht. Aber diese Zeit zwischen den Fahrten für den Körper gewinnbringend zu nutzen, das ist wichtig.
Außer einem Schneesturm hat man am Nürburgring ja schon alles an Wetter erlebt. Welche Bedingungen wünschst Du dir für das Rennen?
Das ist wohl war. Ich wünsche mir, auch im Sinne der Zuschauer ein trockenes Rennen dann macht es für alle mehr Spaß. Die Atmosphäre kommt mehr rüber. Ich bin aber auch bekannt dafür, dass mir der Regen kein Problem bereitet. Dann steigt die Herausforderung am Nürburgring noch mehr, zumal man ja auch damit rechnen muss, dass ein Teil der Strecke trocken und der andere nass ist, da ist dann auch die Reifentaktik gefragt.
Das Gespräch führte Hans-Georg Marmit.