Test-Tour: Chevrolet Captiva LPG

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Auch wenn die Preise für Benzin und Diesel wieder gesunken sind: Energie-kosten werden bei Autofahrern immer ein Thema bleiben. Weshalb www.kues.de sich heute mit einem ganz besonderen Fahrzeug beschäftigt: einem Chevrolet Captiva LPG, einem SUV mit Flüssiggas-Antrieb also.

Beim Begriff Gas zucken einige Autobesitzer immer noch zusammen. Gas, das klingt so ein bisschen nach explodieren, nach in die Luft fliegen. Gefährlich halt. Was jedoch nur ein Ammenmärchen ist. Darum das Wichtigste zuerst: Es gibt zwei Formen des Gas-Antriebs für Fahrzeuge: Erdgas (Kürzel CNG) und Autogas (LPG), die beide nicht weniger sicher sind als ein Auto mit Benzin- oder Dieselmotor.

Anders als Erdgas ist Autogas flüssig und wird unter niedrigem Druck gelagert. LPG ist ein Kürzel für Liquified Petroleum Gas, eine Mischung aus Buthan und Propan.

Unser Chevy Captiva Testwagen hat einen Hubraum von 2,4 Liter und leistet 136 PS. Captiva kommt aus dem Lateinischen und heißt eigentlich Die Gefangene: Was in diesem Falle nicht zutrifft. Denn der Captiva ist kein Gefangener des alleinigen Gasantriebs, sondern schluckt wahlweise auch Benzin. Bei knapp 4.800 Tankstellen in Deutschland ist die Versorgung mit Autogas also gewährleistet. Der Benzintank garantiert eine zusätzliche Reichweite von etwa 400 Kilometern.

Autogas boomt, viele Hersteller bieten Modelle mit Autogas an, die größtenteils nachrüstbar sind. Das liegt einmal am erheblich günstigeren Verkaufspreis (wir tankten im Schnitt den Liter für etwa 55 Cent), als auch an der bis 2018 festgeschriebenen Begünstigung durch einen niedrigen Mineralölsteuersatz. Unser Captiva genehmigte sich auf 100 Kilometer fast genau 10 Liter Flüssiggas.

LPG hat neben den ökonomischen aber auch ökologische Vorteile. Es verbrennt vollständig, ist ungiftig. Schadstoff bildende Substanzen gibt es nur in geringem Maß, was zur Einhaltung der europäischen Abgasnorm Euro 4 führt.Viele Kfz-Werkstätten bieten eine Umrüstung an, allerdings erledigen das auch einige Hersteller mittlerweile ab Werk. Eine Nachfrage beim jeweiligen Hersteller gibt Aufschluss. Der Mehrpreis des Chevrolet Captiva gegenüber dem Benziner beträgt 2.760 Euro. In der Regel hat sich das je nach Kilometerleistung Mehrpreis oder Nachrüstung nach eineinhalb Jahren amortisiert. Chevrolet bietet die Gasanlage bis 31. März aufpreisfrei an.

Optisches Erkennungsmerkmal des LPG-Captiva ist eine knapp fünf Zentimeter große Schraubgewinde-Öffnung unten links, an der die Zapfpistole beim Tanken angesetzt wird. Eigentlich ist der Tankvorgang auch für Ungeübte leicht zu bewerkstelligen. Schutzkappe runter, Adapter drauf, Zapfventil hinterher – und dann tanken. Unseren ultimativen Einsatz einer Rohrzange beim Lösen des Adapters vom Füllstutzen schulden wir in demütiger Einsicht der handwerklichen Unvollkommenheit des Autors.

Die Kilometerzahl, ab der sich das Auto rechnet, ergibt sich aus dem Mehrpreis und der individuellen Jahres-Laufleistung. Allerdings stellt sich ein gefühlter Kostenvorteil bei einer Tankfüllung von 30 statt 70 Euro schon beim Bezahlen ein. Eine Kontrolleinheit mit vier Leuchtdioden informiert über den Füllstand. Eine fünfte Diode zeigt an, ob der Wagen im Gasbetrieb oder mit Benzin läuft (siehe Bild links). Gestartet wird generell im Benzinmodus, wenige Sekunden später schaltet eine Steuerelektronik auf Gas um. Geht das Gas zur Neige, wird automatisch auf Benzinbetrieb umgestellt.

Beim Fahren merkt man keinen Unterschied. Einen Leistungsverlust unseres 136 PS starken Vierzylinders im Gasbetrieb registrierten wir nicht. Die Laufruhe war in Ordnung, in höheren Drehzahlbereichen wurde das Triebwerk nicht übermäßig laut, ein sechster Gang hätte jedoch gut getan.

Der zusätzliche Gastank beraubt den Captiva seines Reserverads, ansonsten gibt es keine Platz-Verluste im Vergleich zum Benziner. Beide Tanks zusammen ergeben eine Reichweite von etwa 1.000 Kilometern. Der 4,60 Meter lange Chevrolet Captiva ist als Allradler wie auch als Fronttriebler mit LPG-Vorrichtung erhältlich. Unser Fazit: Bei einem Anschaffungspreis von etwas mehr als 30.000 Euro (Fronttriebler oder Allradler) ist ein solches Fahrzeug je nach jährlicher Kilometer-Laufleistung eine ernstzunehmende Alternative.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: JCB-Communication

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