Fahrvergnügen – das suchen in der Regel vor allem jüngere Kunden, wenn sie sich ein neues Fahrzeug zulegen. Dazu bedarf es erst gar nicht eines aufmunternden und aufklärenden Werbeslogans eines renommierten süddeutschen Herstellers. Der Spaßfaktor bei der (auto)mobilen Vorwärtsbewegung definiert sich allerdings an verschiedenen Parametern. Neben Leistungsstärke des Antriebsaggregates, Auflagefläche und Design der Reifen, Felgen und anderen optischen oder akustischen Merkmalen kommt dem Fahrwerk eine ganz entscheidende Bedeutung dabei zu. Vorwiegend juvenile Käuferschichten verleihen ihrer Begeisterung über ein Fahrzeug oft uneingeschränktes Lob mit der Bemerkung: die Karre liegt wie ein Brett. Was Fahrwerks-Entwickler sicherlich nur zum Teil mit einem gewissen Grad an Selbstzufriedenheit zur Kenntnis nehmen. Denn das Geheimnis eines guten Fahrwerks besteht aus dessen Ausgewogenheit an Sportlichkeit und Sicherheits-Merkmalen. Auf dem Hockenheimring hatte www.kues.de die Gelegenheit, den Spezialisten des Hauses Seat nicht nur über die Schulter zu schauen, sondern die Ergebnisse auch selbst im wahrsten Sinne des Wortes zu erfahren. Unter anderem mit dem neuen Ibiza.
Getreu dem iberisch angehauchten Seat-Motto Auto emocion will und muss die spanische VW-Tochter ihr sportliches Image erhalten und weiter ausbauen. Entsprechend straff sind die Untersätze, sprich die Fahrwerke der Modellpalette des Herstellers abgestimmt. Einer der Superhirne auf diesem Gebiet ist Joan Rabella aus der Seat-Forschungsabteilung im spanischen Martorell. Etwa 20 Prozent der Entwicklungskosten eines neuen Fahrzeugs, so Rabella, habe die Fahrwerks-Entwicklung der jüngsten Ibiza-Generation für sich beansprucht. Was immer das in Euro auch genau heißen mag.
Seat hat in der gesamten Entwicklungs- und Erprobungsphase großen Wert auf die Fahrdynamik des neuen Hoffnungsträgers gelegt. Voraussetzung für das Gelingen aller Anstrengungen ist eine präzise konstruierte und stabile Karosserie. Hinzu kommen eine an beiden Achsen um etwa fünf Zentimeter vergrößerte Spurweite sowie in der Dimension veränderte Raddurchmesser. Das gefühlte Ergebnis ist ein sehr viel agileres Handling gegenüber dem Ibiza der voran gegangenen Generation. Wie so oft profitiert die Serie auch hier von Entwicklungen aus dem Motorsport. Seat darf sich in dieser Saison mit zwei Titeln (Hersteller und Fahrer) in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC schmücken, wobei die dortigen Forschungs-Ergebnisse in das Gesamtpaket beim neun Ibiza erfolgreich mit eingeflossen sind.
Wie so oft beim Wunsch nach größerer Individualisierung des Automobils, gibt es aber auch in diesem Falle die Möglichkeit, den Genuss noch zu steigern. Sofern der Proband dies dann noch als Selbigen empfinden mag. Gegen einen Aufpreis von 100 Euro gibt es nämlich noch analog zur Basis-Konfiguration eine härtere Abstimmung. Stoßdämpfer und Federn erhalten dann vor allem jene Arbeits- und Wirkungsweise, die bewirkt, dass – siehe oben – die Karre liegt wie ein Brett. Unterstützt wird das Ganze durch eine dynamischer abgestimmte Lenkung, die direkter anspricht und einen profunderen Kontakt zur Fahrbahn vermittelt.
Ohne vorhergehende markttechnische Analysen werden solche Specials nicht angegangen. Was aus der speziellen Seat-Sicht heißen will: Unsere Kunden möchten so etwas. Zumindest teilweise. Denn das Durchschnittsalter des Ibiza-Käufers lag beim Vorgängermodell bei 34 Jahren. Der Konzernbruder Polo, der dem Ibiza bei der Markteinführung dieses Mal den Vortritt lassen musste, registrierte dagegen eine durchschnittlich 47 Jahre alte Käuferschicht. Doch auch hier gilt: Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe. Und vielleicht ist das statistische Durchschnittsalter der potenziellen Polo-Kunden wirklich nichts anderes als eine alte Kamelle.
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Hersteller