Automobilbau: Werben um Indien

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Der japanische Automobilhersteller Toyota baut seine zweite Produktionsstätte in Indien. Im neuen Werk sollen ab 2010 jährlich rund 100.000 Wagen vom Band rollen, darunter der Toyota Corolla sowie ein neuer Kleinwagen. Die Investitionen betragen laut Insider über 210 Millionen Euro. Die Fabrik entsteht unweit von Bengaluru (Bangalore) im südlichen Bundesstaat Karnataka. Sie ist ein Joint Venture mit der Kirloskar Group, an der Toyota 89 Prozent hält. Die Kooperation existiert bereits seit 1997. Das Gelände beträgt rund 1,7 Millionen Quadratmeter, sagt eine Toyota-Sprecherin gegenüber KÜS-Online. Die Fahrzeuge, die dort gebaut werden, sollen unter 10.000 $ kosten. Der Branchenprimus verkaufte im vergangenen Jahr in Indien 54.000 Fahrzeuge; 2,7 Prozent Marktanteil.

Indien zieht auch andere Branchengrößen an: So sagt Renault aus Frankreich dem indischen Billigauto Nano den Kampf an und will auf dem Subkontinent künftig Pkw zu Preisen von 1.600 Euro produzieren. Dafür sei ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem indischen Hersteller Bajaj Auto vorgesehen. Das Fahrzeug mit dem Code-Namen ULC soll in Chakan im Bundesstaat Maharaschtra entstehen. Bajaj bringe 50 Prozent in die Kooperation ein, Renault und Nissan jeweils 25 Prozent. Zunächst seien 400.000 Fahrzeuge jährlich geplant. Die ersten Wagen sollen 2011 das Werk verlassen. Tata Motors aus Indien sorgte zu Jahresbeginn mit dem 1.700-Euro-Auto Nano für Furore. Renault besitzt Erfahrungen, wie sich Wagen mit relativ überschaubarer Ausstattung verkaufen: der aus Rumänien stammende Logan steht dafür als Beispiel. Das seit 2004 in Osteuropa für 5.000 Euro angebotene Fahrzeug wird schon in Kolumbien, Brasilien, Russland, Marokko, Iran und Indien montiert.

Andere Hersteller wie Ford, Mitsubishi Motors und Hyunda produzieren seit Jahren eigene Indien-Modelle. Der Mitsubishi-Konzern und Hindustan Motors, einer der drei ältesten indischen Automobilbauer, betreiben seit 1998 eine Kooperation. Ein Werk gibt es seitdem in Tiruvallur im Bundesstaat Tamil Nadu, wo Fahrzeuge gefertigt werden. BMW baut in südindischem Chennai Modelle der 3er- und 5er-Reihe.

Im Vergleich zu seinen Konkurrenten ist der Volkswagen-Konzern in Indien unterrepräsentiert: sein Anteil am dortigen Automarkt liegt unter einem Prozent. Das soll sich künftig ändern. In fünf Jahren wolle VW dort seinen Marktanteil verzehnfachen und asiatischen Herstellern Paroli bieten Als eine erste Reaktion zieht VW die Eröffnung seines neuen Werkes (Investitionssumme: 580 Millionen Euro) in Pune um sechs Monate auf Anfang 2009 vor. Auch Konkurrent Daimler betreibt sein indisches Hauptquartier in der Metropole und baut dort sein zweites Werk. Außerdem sitzen die größten indischen Automobilzulieferer in Pune. VW bietet in Indien bislang meist teure Importe wie Passat, Jetta und Touareg an. Gut laufe dort der Kleinwagen Škoda-Fabia, dessen Absatz sich 2008 auf 20.000 Einheiten verdoppeln soll. In der neuen Fabrik in Pune sollen zunächst 50.000 Fabia produziert werden, 2011 sollen es dann jährlich 110.000 sein.

Experten rechnen damit, dass der Autoverkauf in Indien im nächsten Jahrzehnt um zehn Prozent p.a. wächst. 2018 wäre der Subkontinent dann der viertgrößte Markt weltweit, nach den USA, China und Japan. Im Vorjahr kam Indien laut Handelsblatt mit 1,2 Millionen verkauften Autos auf Rang 13.

Die Schlagzahl geben in Indien bislang der japanische Suzuki-Konzern und Hyundai aus Südkorea vor. Sie verkaufen dort rund 75 Prozent aller Fahrzeuge, weil deren Autos für viele Inder erschwinglich sind. Und beide geben nicht klein bei: Die Japaner investieren 1,6 Milliarde Euro in den Ausbau ihrer Werk, künftig wolle Suzuki eine Million Fahrzeuge jährlich in Indien produzieren. Ferner sei ein Entwicklungszentrum vorgesehen. Hyundai erhöhte soeben seinen Autoausstoß auf 600.000 Exemplare. Vom Subkontinent wollen beide Unternehmen künftig verstärkt in Indien produzierte Fahrzeuge exportieren und von dort aus beispielsweise Deutschland beliefern.

Den indischen Automarkt dominieren indische Hersteller wie Tata und Hindustan Motors mit dem Modell Ambassador. Experten rechnen in den kommenden Jahren mit einer Verdoppelung des Pkw-Marktes auf dem Subkontinent. 2015 könnten dort jährlich über drei Millionen Pkw neu zugelassen werden.

Text: Erwin Halentz, Fotos: Toyota.

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