Zum 36. Mal trafen sich vom 8. bis 10. August beim Oldtimer Grand Prix des Automobilclubs von Deutschland (AVD) auf dem Nürburgring Vergangenheit und Zukunft im spektakulären Miteinander. Dort, wo im Moment der Nürburgring der Zukunft entsteht. Eine Veranstaltung zwischen Kurven und Kränen, das Prestige-trächtigste Klassik-Festival weltweit.
Auf der Baustelle Nürburgring, wo das Entstehende sich derzeit noch um Form und Farben bemüht, schwelgte das Gewesene und Erhaltene in der Pracht vergangener Jahrzehnte. 600 Fahrzeuge aus fünf Nationen, 20 historische Rennen an drei Tagen. Sportwagen, GT-Fahrzeuge, Grand-Prix-Stars, Formel-1-Boliden. Erinnerungen an große Namen der Renngeschichte, an Fahrer und Fahrzeuge gleichermaßen. Das donnernde, dröhnende und gleichzeitig sonore Brüllen, Brummen und Brabbeln von Acht-, Zehn- und Zwölf-Zylindern. Der Geruch verbrannten Rennbenzins, durchsetzt mit einer Prise Rizinus-Öl. Das ist der Oldtimer-Grand-Prix des AvD. Eine Veranstaltung, die seit 36 Jahren erfolgreich den Spagat zwischen musealem Barock und aktueller Höchstleistung vollzieht.
Was mit dem 220 Minuten währenden Historic Marathon auf Nordschleife und GP-Strecke begann, setzte sich in einem bunten, fortwährend drehenden Zeitfenster des Automobilsports fort. Vorkriegsfahrzeuge, so genannte PreWars, erzählten in Gleichmäßigkeitsläufen vom Charme der Chaplin- und Charleston-Ära. Mit Exemplaren der Jahrgange 1966 bis 1978 war die Formel 1 in diesem Jahr bei den Grand Prix Masters doch noch in der Eifel vertreten. Zweisitzige Rennwagen aus der Blütezeit von Bill Haley und Beatles bissen sich auf der Strecke. Minuten später das Revival der deutschen Rennsportmeisterschaft. Ein Wettbewerb aus Zeiten, als Flower Power statt Öko-Racing angesagt war. Gleichzeitig blätterten im alten und neuen Fahrerlager Trauben von Menschen in einem virtuellen Bilderbuch aus Blech, Chrom und Gummi.
So wie beispielsweise bei den britischen Raubkatzen. Jaguar stellte aus Anlass des 40jährigen Bestehens der KJ-Limousinen-Baureihe eine auf 100 Exemplare limitierte Sonder-Edition des XJ vor. Das Design dieser Baureihe blieb noch bis in die 90er Jahre hinein stilbildend für die edlen Fahrzeuge aus Coventry.
Einen Vierzigsten feierte auch das Haus Opel. Die Rüsselsheimer präsentierten in der Eifel alles rund um den Mythos GT. Unter dem Motto Nur Fliegen ist schöner rollte vor genau vier Jahrzehnten der erste GT vom Band. Mit Demonstrationsläufen von 100 Klassikern feierte die Opel-Familie den runden Geburtstag des rassigen Sportcoupés. Insgesamt wurden an den drei Tagen mehr als 60.000 Besucher auf der Baustelle Nürburgring gezählt.
Text und Bilder: Jürgen C. Braun